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Forschungsraum Europa - Wohin geht die europäische Reise?

Die Zusammenfassung des Fachgesprächs 2

Andrea Höglinger:

Der Budget-Vorschlag der Europäischen Kommission für das nächste Rahmenprogramm umfasst 80 Milliarden Euro (2014-2020). Das neue Programm wird „Horizon 2020“ heißen.

Gilber Schreiber:

Eine gute Kooperation auf nationaler Seite im 7.RP- Betreuungsnetzwerk ist sinnvoll und notwendig. 

Peter Fisch:

Derzeit läuft gerade eine sehr große Ausschreibungsrunde im 7. EU-Rahmenprogramm.
Das nächste Rahmenprogramm wird nicht so wie das derzeitige aussehen, da sich Themen, Strukturen, Wirtschaft und Innovation geändert haben. Es soll nicht nur Forschung, sondern auch Innovation umfassen.
Ende des Jahres wird die Europäische Kommission einen detaillierteren Vorschlag für Horizon 2020 vorlegen.
Wie wird die Struktur von Horizon 2020 aussehen?
Leitgedanke ist ein umfassender Innovationsbegriff, der neben dem bisherigen EU-Forschungsrahmenprogramm auch Programme wie CIP und EIT umfassen soll. Die Komplementarität mit dem Strukturfondsfonds soll gegeben sein. Die Wirtschaft soll in Zukunft intensiver eingebunden werden.
Es soll drei große Bereiche geben:

  1. Exzellenz in der Wissenschaftsbasis (Soll u.a. Instrumente wie ERC und Marie-Curie umfassen)
  2. Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen (Soll jene Themen beinhalten, die derzeit im Bereich „Cooperation“ enthalten sind)
  3. Markführerschaft und Wettbewerbsfähigkeit (Querschnittstechnologien, neue Finanzierungsmöglichkeiten)

verschiedene Aspekte fließen in das Design des Programmes ein:
Das neue Programm wird nicht nur Forschung sondern die Innovation umfassen. Wesentlich ist die Orientierung auf die Umsetzung der Forschungsförderung. Die Förderung kann im Innovationsprozess früher einsteigen und später enden (im Sinne des Abdeckens der Innovationskette).
Einstieg in Instrumente der Risikofinanzierung: Geht nur, wenn Wirtschaft aktiver in die Programme eingebunden wird.
Die Komplexität soll reduziert werden, u.a. mit einem standardisierten Regelwerk. Das Spektrum an Instrumenten soll deutlich reduziert werden: übersichtlicher, klarer, eine gemeinsame IT-Plattform; Flexibilität ist nicht so greifbar aber sehr wichtig.
Ende des Jahres soll ein detaillierter Entwurf der Europäischen Kommission zum Horizon 2020 vorliegen.
Es ist wichtig, die Themen Europäische Forschung und nationale Forschung getrennt zu behandeln, sondern die Strategien und Leitlinien zu verknüpfen.

Martha Schulz:

Die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftskammer und der FFG ist hervorragend. Gemeinsam bemüht man sich, Unternehmen im Rahmenprogramm zu positionieren. Obwohl in Österreich 90% KMU sind, liegt ihr Anteil im Rahmenprogramm nur bei 17%. EU-Projekte sind eine große Herausforderung für Industrie, da man in KMU keine Abwicklungsabteilungen hat. Unterstützen sollte man beim Überwinden von Sprachbarrieren und kulturellen Problemen.
Die Förderung sollte nicht der alleinige Anreiz für eine Teilnahme sein. Genauso wichtig sind internationale Kooperationen.
Nächstes Rahmenprogramm sollten KMU-tauglich sein (leichter durchführbar, kleinere Projekte…)

Günter Rübig:

Forschung funktioniert heute anders als früher: Vernetzung ist das zentrale Stichwort. Forschung kann nicht an der Grenze halt machen.
Es gibt gute Beispiele, wie man als kleiner Betrieb europäisch agieren kann. Unternehmen können heute nicht an der Grenze haltmachen. Hinsichtlich der Steigerung der Forschungsausgaben in Unternehmen wurde viel erreicht, es gibt aber auch noch viel Potential.
Was die EU-Forschungsförderung betrifft: Es muss schneller gehen. Das Verhältnis von Aufwand zum Erfolg ist manchmal zu gering, es bleibt viel liegen. Bevor man Projekte startet, sollte man eine Machbarkeitsstudie durchführen, sonst kann man in eine Sackgasse kommen.
Wir brauchen einen Fokus darauf, die Forschungsergebnisse in wirtschaftliche Wertschöpfung umzusetzen.

Reinhard Petschacher:

Infineon Österreich war jahrelang quasi der „Forschungskaiser“ in Österreich mit einem Anteil der Forschungsausgaben am Umsatz von 20 Prozent und mehr. Derzeit liegt der Wert bei ca. 15 Prozent.
Infineon ist Tochter eines ausländischen Konzerns, innerhalb dessen ebenfalls Wettbewerb der Standorte herrscht. Wichtig ist es, in Netzwerken zu arbeiten und sich das System-know-how zu erarbeiten.
Die Verknüpfung mit europäischen Partnern ist ein wesentlicher Aspekt, den nationale Programme nicht leisten können In der EU zählt nur die Kompetenz. Für den Aufbau der Kompetenz ist die nationale Unterstützung wichtig. Diese nachhaltige Unterstützung der FFG hat geholfen die Kompetenz in AT aufzubauen, das ist nahtlos in EU-Förderungen übergegangen.
Ideen sollten von Beginn unterstützt werden, da das mehr Chancen bietet, die Themen weiterzutreiben.
Wichtig: Das „Valley of Death“ von Forschung zur Anwendung muss verringert werden. Europa hinkt den USA hier hinterher. Wettbewerbsrecht sollte adaptiert werden – sollte erst dann, wenn Innovation am Markt wirksam ist und nicht davor, wirken.

Hans Sünkel:

Die TU Graz gehört mit nahezu 70 Projektbeteiligungen zu den TOP-10 Organisationen in Österreich hinsichtlich der Teilnahme am EU-Rahmenprogramm. Das ist ein Zeichen von  hoher Kompetenz.
TU Graz versteht sich als Forschungsuniversität aufgrund der Vorgaben des Gesetzgebers Das Forschungsvolumen konnte von unter 20 auf 60 Mio. Euro jährlich gehoben werden. Ein Gutteil davon kommt aus dem EU-Rahmenprogramm.
Ein großes Projekt ist etwa das Projekt Tunconstruct mit einem Volumen von 46 Mio. Euro und vielen Partnern aus ganz Europa.
Das Rahmenprogramm wird dann, wenn man mit seinen Kompetenzen in Netzwerke eintritt und sich im internationalen Wettbewerb misst, interessant.
Wichtig sind die „3 hohen C“: Competition, Cooperation, Competence

Christoph Guger:

Im Ausland studiert, später wieder zurückgekommen und dissertiert. Dann ein Spin-off gegründet, zunächst einige Jahre in Graz und einen 2. Standort in Linz aufgemacht.  
Erste Förderungen waren von der SFG und der FFG, für Startups eine enorme Hilfe. Nationale Unterstützung ist am Beginn wichtig für Start-Up – am Beginn schwierig in EU-Projekte zu machen. Manches ist nicht möglich alleine zu erforschen, man braucht Kooperation auf europäischer Ebene.
Beim eigenen Forschungthema ist nur eine internationale Kooperation denkbar. Mittlerweile ist das 12. EU-Projekt im Laufen.