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EUTERPE: Mit Genderperspektiven zu neuem europäischem Literaturverständnis
Was Literatur zu europäischer Literatur macht, ist nicht nach einem fixen Schema zu definieren. Die Bewertung muss stets auf Neue erfolgen, je nachdem, was transnationale Perspektiven dazu einbringen. Das europäische Forschungsprojekt EUTERPE, koordiniert von der Central European University in Wien, entwickelt einen Ansatz, der die Genderperspektive und die transnationale Perspektive miteinander verknüpft, um zu einem neuen Verständnis europäischer kultureller Produktion zu gelangen. Elf Doktorand:innen werden dazu Dissertationen erarbeiten und dabei Skills für nicht-akademische Berufskontexte entwickeln. Der KontextRäume und Identitäten als europäisch zu definieren ist stets Resultat komplexer Aushandlungsprozesse auf sozialer und politischer Ebene, wie wir sie beispielhaft gerade in den Diskursen zu Migration und Integration erleben. Mit diesem Verständnis einer nicht schon vorgegebenen Vorstellung von Europa kann auch das Konzept europäischer Literatur nur ein offenes sein. Was im Hinblick auf literarische und kulturelle Produktion als Europa und europäisch gilt, muss immer wieder neu bewertet werden, wobei transnationale und transkulturelle Perspektiven zu berücksichtigen sind. Alle Arten von Kategorisierungen oder etablierter literarischer Kanons müssen stetig hinterfragt werden. Das EU-Forschungsprojekt EUTERPE – European Literatures and Gender from a Transnational Perspective – entwickelt dazu einen Ansatz, die Produktion europäischer Kultur neu zu denken. In einem interdisziplinär angelegten Doktoratsprogramm werden die sozialen Prozesse untersucht, welche auf die Produktion, den Konsum, die Historisierung und auch die Kanonisierung transnationaler Texte einwirken. Gender- und transnationale Perspektiven werden dabei in einem interdisziplinären Forschungsprojekt zusammengeführt. Das ProjektAls komplexes, interdisziplinäres Forschungsprojekt versammelt EUTERPE Literatur- und Geschlechterstudien ebenso wie Transnational Studies, Translationswissenschaften, Migration Studies und European Studies. Die Genderperspektive ist dabei die alle Disziplinen integrierende Komponente und das für die Lektüre von Texten leitende analytische Konzept.Die Forschung in EUTERPE gliedert sich in vier Themenbereiche:Transnationale Frauenliteratur und ihre Reisen: Einstiegspunkte und EntwicklungspfadeÜbersetzungsgenres: Grenzüberschreitungen in Gender, Form, Raum und IdentitätTransnationale weibliche Intellektuelle, Mehrsprachigkeit und Entkolonisierung der europäischen BildungswissenschaftenTransnationale Literatur und kulturelle Produktion: Intermedialität als Form der Übersetzung Die Plattform für die Forschungsarbeiten von EUTERPE bildet das Transnational Literary Research Laboratory. Der Fokus liegt dabei auf Transkulturalität, Mehrsprachigkeit, durch Migration erzeugte multiple Identitäten und verschiedene Formen der Übersetzung, die alle der transnationalen Perspektive inhärent sind. Grenze wird dabei nicht als Trennungslinie verstanden, sondern als Raum der Begegnung und der Übersetzung. Identität wird als offenes und potenziell pluralistisches Konzept gedacht.Die Projektziele sind unter anderen die Kartierung transnationaler Literaturwissenschaften in Europa als interdisziplinäres Feld und die Entwicklung eines interdisziplinären und intersektionalen Rahmens für eine Theorie der transnationalen Literatur. Mit der Fokussierung auf Fragen nicht-nationaler Identität in der zeitgenössischen europäischen literarischen Produktion leistet das Projekt einen Beitrag zur Diskussion über die europäische Identität in der akademischen Welt und darüber hinaus. Zudem wird ein frei zugängliches Handbuch entstehen – das Handbook of Transnational Women’s Literature in Europe – , sowie ein Digitaler Katalog und eine Podcast Library mit Interviews mit den in die Forschung einbezogenen Autorinnen. Als eines der wesentlichen Ergebnisse von EUTERPE werden elf Doktorand:innen über den Zeitraum von drei Jahren Dissertationen erarbeiten. Sie erhalten dabei ein umfassendes Training mit mindestens zwei Betreuer:innen an zwei der beteiligten Universitäten sowie mit einem Aufenthalt im nicht-akademischen Sektor bei einer der assoziierten Partnerorganisationen (Bibliotheken, Verlagshäuser, Museen, künstlerische Netzwerke). Ziel dieser Aufenthalte ist neben der Entwicklung von Skills, die auch außerhalb des akademischen Sektors von Bedeutung sind, auch die Erweiterung der Karriereperspektiven der Forschenden. Das KonsortiumIm EUTERPE-Konsortium arbeiten unter Koordination der Central European University in Wien 15 Partner:innen aus Österreich, Italien, Polen, Spanien, den Niederlanden, Ungarn, Frankreich und dem Vereinigten Königreich zusammen.Die Partner:innen:Central European University, ÖsterreichUniversità di Bologna, ItalienUniversity of Łódź, PolenUniversidad de Granada, SpanienUniversidad de Oviedo, Spanien Utrecht University, Niederlande Coventry University, Vereinigtes Königreich University of York, Vereinigtes KönigreichAssociazione Orlando, Italien Central European University Press, UngarnComma Press, Vereinigtes Königreich Espora Consultoría SLU, Spanien European Women’s Audiovisual Network, Frankreich Muzeum Sztuki w Łódźi, PolenStichting Het Literatuurhuis, Niederlande Die Rolle der österreichischen Partner:innenDie Central European University (CEU) in Wien ist institutionelle Koordinatorin des Projekts. Die wissenschaftliche Projektleitung trägt Jasmina Lukić, emeritierte Professorin am Institut für Gender Studies der CEU. Die Projektkoordinatorin ist Petra Bakos, Absolventin der Gender Studies an der CEU. Das Büro für akademische Zusammenarbeit und Forschungsunterstützung (ACRO) der CEU verantwortet die finanzielle Koordination von EUTERPE. Der Mehrwert eines EU-Projekts„Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung mit Doctoral Networks im Rahmen der Marie Skłodowska-Curie Actions in Horizon Europe kennen wir die enormen Möglichkeiten, die sich Doktorand:innen durch den unmittelbaren Zugang zu einem internationalen Netzwerk gleich ab Beginn des Doktorats bieten,“ erklärt die wissenschaftliche Leiterin von EUTERPE, Jasmina Lukić.„Darüber hinaus haben wir in EUTERPE die einzigartige Möglichkeit, mit Partner:innen aus dem nicht-akademischen Sektor im Rahmen des Projekts zusammenzuarbeiten. Dadurch können wir ein zentrales Ziel des Doktoratsnetzwerkes EUTERPE verwirklichen: die Entwicklung von Skills zu unterstützen, die auch in nicht-akademischen Berufskontexten von Bedeutung sind. Dies wird durch entsprechende Aufenthalte bei unseren Projektpartner:innen aus dem nicht-akademischen Sektor ermöglicht.“