#Success-Story: Mikroorganismen statt Fungizide

Der Verzicht auf Fungizide gehört zu den Zielen des österreichischen Agrarumweltprogramms ÖPUL 2015. Als Alternative bewähren sich Mikroorganismen: Die niederösterreichische Nourivit Technologies GmbH hat gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) einen biologischen Pflanzenhilfsstoff entwickelt, der Getreide, Wein und andere Nutzpflanzen stärkt. Der Einsatz der Mikroorganismenpräparate ist auch in Entwicklungsländern möglich und wird derzeit in einem Pilotprojekt in Kamerun erprobt.

Im Rahmen des „Research Studios Austria“ (RSA)-Projekts „FusariumPrevent“ forschen Nourivit Technologies GmbH und das Institut für Biotechnologie in der Pflanzenproduktion der BOKU gemeinsam an Mikroorganismen, die die Ausbreitung des im Getreideanbau weitverbreiteten Schlauchpilzes Fusarium effektiv bremsen können. Und das ohne Fungizid-Einsatz.

Seit 2017 untersuchen die Forschungspartner unter der wissenschaftlichen Leitung von BOKU-Professor Marc Lemmens verschiedene Mikroorganismen in Kombination mit natürlichen Mineralien hinsichtlich ihrer Wirksamkeit im Labor und am Feld. Als Ergebnis wurde das biologische Mittel „Valibiotics“ entwickelt und 2021 am Markt eingeführt. Es stärkt bei entsprechender Anwendung die Pflanzen effektiv, sodass die Fusariumbelastung signifikant eingedämmt werden kann – je nach Witterung zum Teil komplett ohne Fungizide. In Feldversuchen und der Anwendung in der Praxis wurde eine mitunter deutliche Reduktion der Aufwandsmenge von chemischen Pflanzenschutzmitteln erzielt.

Gute Wirkung am Feld und im Weinbau

„Valibiotics wird klassisch mit der Feldspritze ausgebracht“, sagt Nourivit Technologies-Geschäftsführer Wolfgang Harreither. „Bei rechtzeitiger und regelmäßiger Anwendung kann man den Einsatz chemisch-synthetischer Fungizide teils deutlich reduzieren. Und das nicht nur bei Fusarium, sondern auch bei anderen Pilzkrankheiten, wie unsere Versuche gezeigt haben, zum Beispiel im Weinbau bei Mehltau-Befall.“

In der Hand rechts sind pilzbefallene Maiskörner zu sehen. Fusarien zählen zu den wichtigsten Schadpilzen bei Getreide und Mais. Das Projekt "FusariumPrevent" ist bei der Bekämpfung neue Wege gegangen. Foto: Martin Lusser

Die Forschungsteams der BOKU und der Nourivit Technologies GmbH haben während der Arbeit am RSA-Projekt verschiedene Mikroorganismen und Anwendungsstrategien in Kombination mit Calcium untersucht. Diese reichten von der gezielten Unterbrechung der Fusarium-Infektionszyklen bis hin zur Stärkung der Pflanzenzellwände mit Kationen. Dabei hat sich gezeigt, dass nicht alles, was im Labor gut funktioniert, auch am Feld klappt. Es galt, die richtige Mischung aus Wirksamkeit, Anwendbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu finden.

Research Studio Austria: Zug zum Markt gut für Unternehmen

„Ohne die FFG-Förderung hätten wir das Projekt in diesem Umfang nicht umsetzen und die Untersuchungen nicht in diesem Detailgrad durchführen können“, meint Wolfgang Harreither. „Zudem ist uns als Unternehmen der Zug zum Markt sehr entgegengekommen, den das Programm ‚Research Studios Austria‘ auszeichnet. Da geht es nicht nur darum, Wissen zu generieren oder das optimale Mittel ungeachtet des Aufwands zu entwickeln, sondern man muss Nutzen und Kosten abwägen und hat immer im Blick, dass das Produkt sich auch wirtschaftlich rechnet.“

Wirtschaftspartnerschaft in Kamerun mit Rainbow Cameroon Ltd.

„Valibiotics“ ist in dieser Hinsicht besonders vielversprechend, denn es lässt sich mit wenig Equipment und relativ einfachen Prozessen weltweit vor Ort herstellen. Anfang Juli 2021 war Nourivit Technologies-Geschäftsführer Harreither im Rahmen einer durch die Austrian Development Agency geförderten Wirtschaftspartnerschaft und in Kooperation mit der UNIDO in Kamerun, wo hauptsächlich kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft betrieben wird. „Valibiotics“ wird dort anstatt herkömmlicher Fungizide eingesetzt werden und kann Menge und Qualität des Getreideanbaus steigern. „Es ist toxikologisch unbedenklich, daher bedenkenlos für die Anwender, die mit dem Mittel in Berührung kommen, und hinterlässt auch im Grundwasser keine schädlichen Rückstände“, sagt Harreither.

Das Pflanzenstärkungsmittel „Valibiotics“ wird als Fungizid-Alternative in Kamerun eingesetzt und soll Menge und Qualität der Getreideernte steigern. Foto: Nourivit Technologies

In Österreich besteht ebenfalls großer Bedarf an alternativen Lösungen für die Bekämpfung von Fusarium: Laut „Grünem Bericht“ des Landwirtschaftsministeriums wurden 2020 rund 1.040 Tonnen Fungizide in Verkehr gebracht. Harreither: „Auch im Rahmen des Green Deals der EU braucht es Alternativen zu chemisch-synthetischen Agrar-Inputs. Unsere Palette an organischen und mikrobiellen Produkten ist hierfür die ideale Toolbox.“

Im Herbst 2020 wurde das Projekt „FusariumPrevent“ mit dem „Science and Business“-Award des Rudolf Sallinger Fonds ausgezeichnet.

Research Studios Austria ist ein Programm des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort.

Kontakt zum Projektteam

Das Projektteam von FusariumPrevent

Nourivit Technologies GmbH
Wienersdorfer Straße 20-24, Objekt M33, Top 5
2514 Traiskirchen
Tel.: +43 2254 72039
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