Archiv - Informationen nicht mehr aktuell

Christopher John Hull

„Gesellschaftliche Herausfordungen“ sind in den letzten Jahren zu einer primären Orientierung der Forschungspolitik in Europa geworden sowohl auf europäischer Ebene (Horizon 2020) als auch auf der Ebene der nationalen Politiken vieler Länder. Wenn es dabei nicht um ein blosses Schlagwort gehen soll, müsste die Konsequenz eine Forschungspolitik sein, die vielmehr als bisher problem- und lösungsorientiert gestaltet wird.

Wird ein solcher Ansatz konsequent durchgeführt, könnten sich Konsequenzen ergeben wie z.B.:

  • Die Knappheit der verfügbaren Mittel wird zu einer notwendigen Prioritisierung der anzuvisierenden gesellschaftlichen Herausforderungen führen. Wie sollen die entsprechenden Auswahl- und Legitimationsprozesse gestaltet werden?
  • Die öffentich finanzierte Wissenschaft wird stärker also bisher „funktionalisiert“. Relevanz wird mindestens genauso wichtig wie Exzellenz. Die Vergabe von Fördermitteln wird stärker als bisher impaktbezogen erfolgen. Wie wird die „akademische Forschung“ reagieren? Wie kann sichergestellt werden, dass die Grundlagenforschung nicht vernachlässigt wird?
  • Forschungsprojekte werden zunehmend in umfassende Innovationsprogramme integriert und werden nach Effizienzkriterien gemanagt („Stage-gating“ u.s.w.), was auch bedeutet, dass Projekte, die keine oder nicht aussichtsreiche problemrelevante Ergebnisse erzielen – auch unabhängig von ihrem wissentschaftlichen Interesse – beendet werden.

 

Kurzbiographie

Seit Mitte der achtziger Jahre beschäftigt sich Christopher John Hull mit der Forschungs- und Technologiepolitik in Europa. Er war u.a. Experte bei der Europäischen Kommission als auch Generalsekretär von drei europäischen Vereinigungen: TII (Innovation und Technologietransfer), FEICRO (industrielle Forschung für KMU) und EARTO (problembezogene Forschung für Gesellschaft und Wirtschaft).
In einer früheren wissenschaftlichen Karriere beschäftigte er sich mit der Gestaltung und Umsetzung von öffentlichen Förderprogramme in den Bereichen der regionalen Wirtschaftsförderung und der Mittelstandspolitik.