#Success-Story: Gemeinsam zur besseren Entscheidung

Einem neuen Weg zu Meinungsbildung und Entscheidungsfindung hat sich das Projekt VREDE verschrieben. Gerade bei komplexen Themen sind die richtige Beteiligungsmöglichkeit und umfassende Information wesentlich. Das FFG-geförderte Projekt zeigt auf, wie sich gemeinsam gute Entscheidungen treffen lassen.

Weitreichende Entscheidungen in Unternehmen werden oft von Einzelnen getroffen oder bleiben ein für alle Seiten unbefriedigender Kompromiss. Je komplexer ein Thema wird, umso weitreichender muss es betrachtet werden. Und gleichzeitig ist es notwendig, einen Punkt zu erreichen, an dem wohlinformiert entschieden werden kann. Dass ein derartiger Prozess bei vielschichtigen Themenstellungen nicht geradlinig verläuft, war den Projektverantwortlichen von Anfang an klar. Dennoch war das Projektteam erstaunt, denn, wie Projektleiterin Dorothea Erharter sagt: „Es gab kein umfassendes Modell, das das gemeinsame Entscheiden in seiner gesamten Komplexität beschreibt.“ Im Team haben sie die Ziele von „VREDE – A Visual Tool for Responsible Decisions“ entsprechend nachjustiert. Lag zu Projektbeginn der Schwerpunkt auf der User-Experience und ihrer technischen Realisierung, trat die Innovation des Gruppenprozesses schnell in den Vordergrund.

Aus wie vielen Entscheidungen besteht eine Entscheidung?

Zwar gibt es erprobte partizipative Verfahren für Meinungsbildung und Entscheidungsfindung, diese funktionieren bisher allerdings hauptsächlich analog. Bevor eine App programmiert werden kann, muss der Prozess mit allen Handlungslogiken klar sein. Das für VREDE entwickelte Phasenmodell basiert auf dem Systemischen Konsensieren. Diese Entscheidungsmethode für Gruppen schafft es, jene Lösung zu identifizieren, die den geringsten Gesamtwiderstand und damit die höchste Akzeptanz aufweist. Indem individuelle Einwände ausreichend berücksichtigt werden, finden sich innovative Lösungen mit hoher Tragfähigkeit. Es baut auf die Säulen ‚Was wollt ihr?‘, ‚Was habt ihr dagegen?‘ und ‚Wie kommen wir weiter?‘.

Die Welt aus der Zukunft heraus betrachten

Das 18-köpfige Projektteam hat entschieden, sich in einem umfassenden Prozess allen Aspekten der Entscheidungsfindung zu widmen. Das ist vor allem bei sogenannten ‚Wicked Problems‘, also Herausforderungen, für die es noch keine fertige Lösung gibt, von entscheidender Bedeutung. Was brauchen wir? Was wollen wir überhaupt entscheiden? Wer und wie soll die Entscheidung schlussendlich treffen? Gemeinsame Entscheidungen in hoher Qualität zu treffen und dafür ein möglichst umfassendes Modell zu entwickeln, wurde zur Triebfeder für VREDE. „Eigentlich ganz einfach: Entscheiden muss man schließlich immer nur das Unentscheidbare“, zitiert Projektpartner Elmar Türk den Systemtheoretiker Gregory Bateson. Das Phasenmodell ist besonders dafür geeignet, den größeren Kurs festzulegen oder innovative Richtungsentscheidungen zu fällen.

VREDE-Workshop, Foto: Iris Kunze

Aktuell wird dieses umfangreiche Phasenmodell in ein entsprechendes Online-Tool übersetzt, das bis zum Projektende im Herbst 2022 vorliegen soll. Die Entscheidungs-App setzt stark auf eine Visualisierung der Prozesse; das bringt Klarheit und Verständnis für die Entscheidungen mit sich. Inhaltlich stehen Aspekte wie Chancengleichheit, Diversität und Nachhaltigkeit im Zentrum. Denn Ausgleich und Inklusivität sind bei gesellschaftlichen Themen wie Klima- und Systemwandel stärker gefragt denn je.

Expertise sucht Perspektive

In einem ersten Schritt hat das Projektteam rund 50 Use-Cases identifiziert, bei denen VREDE seine Wirkung bestmöglich entfalten kann. Neben strategischen Entscheidungen, Visionsentwicklung oder Unternehmensnachfolge umfassen diese auch Anwendungsgebiete wie Entscheidungen über Produkte und Zielgruppen, Logos oder Projektnamen oder auch die Einigung auf einen regelmäßigen Termin oder den Ort einer Veranstaltung.

Auf gesellschaftlicher Ebene, in agilen Unternehmen oder Organisationen hilft das VREDE-Modell dabei, tragfähige und gute Gruppenentscheidungen zu treffen. Für das Folgeprojekt sucht das Projektteam aktuell, im Frühjahr 2022, nach weiteren praktischen Einsatzmöglichkeiten und Kooperationen mit Unternehmen und Gemeinden. Bürgerbeteiligungsprojekte, Führungskräfte und Moderierende können bei der Suche nach Strategien und Lösungen profitieren.

FFG fördert Chancengerechtigkeit

Ohne die Förderung im Rahmen des Programms Laura Bassi 4.0 wäre die Arbeit an einem umfassenden Projekt wie VREDE kaum möglich. Denn Grundlagenforschung braucht Zeit und Ressourcen und muss ohne Druck durch Marktfähigkeit oder Umsatzrentabilität realisiert werden können.

Kontakt zum Projektteam

ZIMD – Zentrum für Interaktion, Medien & soziale Diversität
DI Dorothea Erharter, Geschäftsführerin
Währingerstraße 81/12
1180 Wien
Tel.: +43 699 1136 9902
E-Mail: d.e@zimd.at
https://www.vrede.at