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Österreichisches Konsortium schafft Einstieg in 920 Mio. Euro schwere Forschungsinitiative

EU will mit Forschungsinitiative „Shift2Rail“ die europäische Bahnindustrie wettbewerbsfähiger machen

Unter der Koordination des Grazer Forschungszentrums VIRTUAL VEHICLE haben sich 13 führende und international-angesehene Player aus Mitteleuropa (zwölf davon aus Österreich, einer aus der Slowakei) zusammengefunden. Shift2Rail ist die erste gesamt-europäische Forschungsinitiative, in der alle wesentlichen Stakeholder des europäischen Bahnsektors kooperieren. Organisationen wie die Deutsche Bahn (DB), die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die staatliche Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) und Weltmarktführer wie Siemens, Bombardier oder Knorr Bremse sind an der Initiative beteiligt.

Foto: Dr. Christian Buchmann (Wirtschaftslandesrat Steiermark), Dr. Klaus Pseiner (FFG), Dr. Thomas Starzer (voestalpine Forschungsservicegesellschaft Donawitz)

 

Die EU erwartet sich eine deutliche Verbesserung des Transportsystems und eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Bahnindustrie. Österreich profitiert von neuen Arbeitsplätzen, der weltweiten Vermarktung heimischer Technologien und langfristigen Vorteilen für den Forschungs- und Innovationsstandort.

Das österreichische Konsortium „VVAC+“ ist in den nächsten sechs Jahren mit einem Budget von 21 Mio. Euro an der Shift2Rail-Initiative beteiligt. Unterstützt wird dieses mit knapp 8 Mio. Euro EU-Förderung. Die Konsortiumspartner verfügen über tiefgehende Expertise in sehr unterschiedlichen Bereichen und sind somit im Stande, nicht nur Teillösungen sondern Innovationen für das „Gesamtsystem Bahn“ zu entwickeln (z.B. wartungsfreie Weichen oder ultraleise Güterwagen). Das VVAC+ setzt seine Kompetenzen in drei der fünf Innovationsprogramme der Shift2Rail-Initiative ein. Der Fokus liegt auf der Umsetzung von kosteneffizienter und leistungsfähiger Infrastruktur sowie auf Technologien für einen nachhaltigen und attraktiven europäischen Güterverkehr.

Das Rückgrat des VVAC+ bilden vier Hersteller aus der Industrie (Kirchdorfer, Plasser&Theurer, TATRAVAGONKA und voestalpine), die über Schlüsseltechnologien in Bereichen wie Schienen, Weichen, Güterwagen, Schwellen oder Wartungsfahrzeuge verfügen. Die beteiligten Zulieferer, KMUs, Ingenieursdienstleister und Forschungseinrichtungen ebnen den Weg für erfolgreiche Innovationen und bringen neue Blickwinkel, zum Teil auch aus anderen Branchen, ein (z.B. Automotive/Großmotoren durch AVL List). Die Wiener Linien sind ebenfalls Teil des VVAC+ und werden Infrastruktur zur Verfügung stellen sowie neue Technologien integrieren und testen.

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie BMVIT, die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG sowie die Länder Steiermark und Niederösterreich unterstützen das VVAC+ von Anfang an. Durch die Teilnahme an Shift2Rail werden Frontrunner-Produkte aus Österreich für den weltweiten Export vorbereitet. Innovative Hochleistungsschienen, mechatronische Weichen und intelligente Fahrwerke aus Österreich werden für riesige europäische Bahnprojekte eingesetzt, in denen auch heimische Technologien, wie zum Beispiel ein autonomer „Waggon Tracker“ zur Güterwagenüberwachung, zum Einsatz kommen. Des Weiteren werden neueste Schienenbearbeitungs- und Messsysteme entwickelt und in Form von marktnahen Demonstratoren getestet.

Österreich ist Weltmeister im Bahnsektor

Österreich investierte in den letzten Jahren bereits stark in den Zukunftsmarkt „Bahn“ – und das mit großem Erfolg. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Economica ist Österreich der fünftgrößte Exporteur von „Schienenfahrzeugen und zugehöriger Ausrüstung“ weltweit. Pro Einwohner gerechnet liegt Österreich sogar auf Platz eins. Der österreichische Schienenfahrzeugbau ist zudem der EU-weite Spitzenreiter in Bezug auf die F&E-Leistung: 9 % der Wertschöpfung werden in diesem Sektor in Forschung und Entwicklung investiert. Außerdem kommen weltweit 6,3 % aller Patenteinreichungen im Bereich Bahn und Schiene aus Österreich. Das macht (bevölkerungsgewichtet) das Land zur Bahnpatent-Nation Nummer eins!

Auch bei der Nutzung der Bahn ist Österreich Vorreiter: Mit 1.425 km Bahnkilometern pro Person liegt Österreich EU-weit auf Platz eins. Der Bahnanteil an der gesamten Personenverkehrsleistung liegt bei 11 %, im Güterverkehr bei 32 % - ebenfalls zwei Spitzenwerte in der EU. (Alle drei Werte aus 2013.) Seit 2007 sind in Österreich rund 150 km Neubaustrecke in Betrieb gegangen, bis 2026 werden weitere 300 km fertiggestellt. Darunter die 130 km lange Koralmbahn, der Semmering-Basistunnel und der Brenner-Basistunnel.

Foto: Mag. Andreas Reichhardt (BMVIT), Dr. Klaus Pseiner (FFG), Dr. Jost Bernasch (Virtual Vehicle), Dr. Christian Buchmann (Wirtschaftslandesrat Steiermark), Dr. Thomas Starzer (voestalpine Forschungsservicegesellschaft Donawitz), Dr. Josef Affenzeller (AVL), Dr. Martin Rosenberger (Virtual Vehicle)

 

Mag. Gerald Klug, Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie:

„Es freut mich sehr, dass das VVAC+ beim größten europäischen Eisenbahntechnologieprogramm Shift2Rail dabei ist. Das BMVIT hat sich sehr dafür eingesetzt, dass das möglich wird, und durch organisatorische Hilfe und die finanzielle Förderung von zwei Millionen Euro die Kooperation unterstützt. Das ist für den Standort Österreich sehr wichtig. Wir sind ein Bahnland und haben eine starke und innovative Bahnindustrie. Durch neue Technologien stellen wir die Weichen für weiteres Wachstum, Arbeitsplätze und umweltfreundlichen Verkehr.“

Dr. Christian Buchmann, Wirtschaftslandesrat Steiermark:

„Die Bahn- und Schienensystemtechnik ist ein wesentliches Stärkefeld der steirischen Wirtschaft. Unternehmen aus der Steiermark zählen zu den Weltmarktführern. Durch unsere führende Rolle im europäischen Forschungsprojekt Shift2Rail können wir die Position unserer Unternehmen im globalen Wettbewerb langfristig festigen. Dadurch können bestehende Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden.

Dr.in Petra Bohuslav, Wirtschaftslandesrätin in Niederösterreich:

„Forschung ist die Grundlage für neue Technologien und die Basis für die Weiterentwicklung von neuen Prozessen und Produkten. Das K2-Excellenzzentrum AC2T und andere Forschungseinrichtungen zeigen wie wichtig es für Niederösterreich ist, bei Zukunftsthemen aktiv mitzuarbeiten und als Wissenschafts-Drehscheibe auch Unternehmen zu involvieren. Gemeinsames Wissen und das Bündeln von Kompetenzen führt zum Erfolg, der die Qualität und Produktivität des Standortes in Niederösterreich weiter steigert und in Folge auch weiterhin neue Märkte erschließt.“

Dr. Klaus Pseiner, Geschäftsführer der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG:

„Wenn sich Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen gemeinsam so erfolgreich im internationalen Wettbewerb behaupten wie gerade aktuell im Konsortium VVAC+, dann ist das ein klarer Beleg für die Durchsetzungsfähigkeit, Kompetenz und Innovationskraft unserer Wissenschaft und Wirtschaft. Darauf sind wir stolz, und als Forschungsförderer freuen wir uns, dass wir ein stückweit zu diesem Erfolg beitragen können.“

Dr. Jost Bernasch, Geschäftsführer, VIRTUAL VEHICLE Research Center:

„Durch die 13 Partner im VVAC+ werden alle Stufen der Wertschöpfungskette abgebildet. Von Forschern, über Hersteller bis hin zum Bahnbetreiber – alle ziehen an einem inhaltlichen Strang. Mit dieser wertvollen Kombination entsteht eine große Umsetzungsstärke, um die europäische Bahnwelt zukunftsweisend mitzugestalten.“

Dr. Thomas Starzer, Geschäftsführer, voestalpine Forschungsservicegesellschaft Donawitz GmbH:

„Die voestalpine zählt im Bereich der Bahninfrastruktur mit ihren Produkten zu den globalen Markt- und Technologieführern. Um diese Position auch in Zukunft halten und ausbauen zu können, sind Innovationen und die Zusammenarbeit mit externen Forschungspartnern, wie sie im Rahmen der Forschungsinitiative Shift2Rail forciert werden sollen, unerlässlich.“
 

Fotos: W. Wachmann / Virtual Vehicle

Fakten

Shift2Rail ist die erste und einzige europäische Initiative zur fokussierten Forschung und Entwicklung von marktorientierten Bahnlösungen.

Neben den neun Gründungsmitgliedern (u.a. Siemens, Bomardier oder Alstom) erhielten insgesamt 19 europäische Firmen bzw. Konsortien den Zuschlag, an diesem Großprojekt mitzuwirken. Darunter auch zahlreiche Akteure aus Österreich: Das VVAC+ mit 12 heimischen Firmen, das EUROC consortium mit Beteiligung der ÖBB sowie der Wiener Anbieter für Telekommunikationslösungen Kapsch CarrierCom.

Die Initiative umfasst ein Budget von 920 Millionen Euro. Es handelt sich um eine sogenannte Public Private Partnership - das heißt um eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und Unternehmen der Privatwirtschaft - unter dem EU-Förderprogramm Horizon 2020.