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SiGit

Sicherheit hinter Gittern

Details

Programm / Ausschreibung Sicherheitsforschung, F&E-Dienstleistungen, KIRAS F&E-Dienstleistungen 2017
Projektkoordinator Verein für Rechts- und Kriminalsoziologie
Projektpartner Bundesministerium für Justiz
Projektstart 01.11.2018
Projektende 30.06.2020
Status abgeschlossen
Projektlaufzeit 20 Monate

Projektbeschreibung

Ausgangslage, Problematik und Motivation: Angesichts des hohen Insassenstands, der vielen psychisch beeinträchtigten Häftlinge, des hohen Ausländeranteils und zuletzt gestiegener Zahlen zu Gewalt im österreichischen Justizvollzug sind Maßnahmen, die die Sicherheit im Gefängnis gewährleisten bzw. erhöhen, von hoher Dringlichkeit. Internationale Studien zeigen, dass Gewalt im Gefängnis keine Ausnahme, sondern vielmehr ein weit verbreitetes Phänomen ist (vgl. Kapitel 1). In Österreich stiegen zuletzt sowohl die Zahl der gemeldeten Raufhandel unter Insassen als auch die Angriffe auf das Strafvollzugspersonal. Unabhängig von diesen Steigerungen, die auch auf eine veränderte Meldepraxis und auf den Anstieg bestimmter, besonders sichtbarer Formen von Gewalt zurückzuführen sein könnten, ist von einem sehr großen Dunkelfeld auszugehen, da viele Übergriffe nie gemeldet werden. Bisher gibt es hierzulande jedoch keine systematische Untersuchung, die Hell- und Dunkelfelddaten erfasst und mit den Kennzahlen unterschiedlicher Anstalten, Haftformen und Personengruppen in Beziehung setzt. Auch aus Sicht der Strafvollzugsverwaltung ist es daher dringend notwendig, das Ausmaß und die Kontextbedingungen von Gewaltvorfällen in Österreichs Gefängnissen umfassend zu erforschen, um gezielt gegensteuern zu können. Ziele und Innovationsgehalt: Ziel des Projekts ist es, das Phänomen von Gewalt im Gefängnis erstmals für Österreich umfassend zu untersuchen und evidenzbasierte Grundlagen für adäquate Präventionsstrategien zur Verfügung zu stellen. Studien aus anderen Ländern können nur eingeschränkt für den spezifisch österreichischen Kontext herangezogen werden, da diese zeigen, dass sich die Prävalenzraten einzelner Anstalten sehr unterscheiden und daher nach kleinräumigen, kontextspezifischen Erklärungen verlangen. Angestrebte Ergebnisse und Erkenntnisse: Im Ergebnis soll die Studie erstmals repräsentative Daten zur Prävalenz von Gewalt in Österreichs Haftanstalten liefern. Diese Ergebnisse werden mit Informationen über gewaltbegünstigende Rahmenbedingungen, involvierte Personen(gruppen) und Kennzahlen über Haftanstalten verknüpft. Einschätzungen von ExpertInnen, etwa aus der Einsatzgruppe, fließen ebenso in die Analyse mit ein wie nationale und internationale Erfahrungen mit innovativen Lösungen (Good Pratices): Welche organisatorischen und sicherheitstechnischen Maßnahmen, die auch in Österreich eingesetzt werden könnten, bewähren sich in der Praxis, da sie Gewaltvorfälle zu verhindern bzw. ihre Aufklärung zu forcieren in der Lage sind? Was zeichnet ein modernes Haftmanagement aus, das körperliche und seelische Schutz-, aber auch Risikofaktoren berücksichtigt? Auch der innerösterreichische Vergleich von Anstalten mit unterschiedlich hohen Gewaltraten – nicht in Form eines Rankings, sondern ausschließlich zu Analysezwecken – wird Ansatzpunkte liefern, welche Faktoren Gewalt in Haft begünstigen und welche diese verhindern. Durch die enge Kooperation mit dem Bedarfsträger und ein eigenes Arbeitspaket, das sich der Anbindung der wissenschaftlichen Ergebnisse an die Praxis widmet, ist die Praxisrelevanz und -wirksamkeit des Projekts sichergestellt.

Abstract

Situation, problem, and motivation: Overcrowded prisons, high numbers of prisoners with mental health issues, high numbers of foreign national prisoners, and increasing reported numbers of assaults upon prison guards and brawls between inmates suggest that violence in Austrian prisons is on the rise. While international studies suggest that the dark figures of violence in prison are very high, no such studies exist in Austria. This calls for a systematic investigation of the situation in Austria in order to develop preventative measures tailored to the specific Austrian context. The prison system is in need of data on the prevalence of violence, as well as situational and other context factors preventing violence or increasing its risk, in order to take evidence based preventative measures against violence in prison. Aims of the project and innovative content: The aim of the project is to provide scientific knowledge for the development of evidence-based prevention measures to be implemented in Austrian prisons. It is innovative, as empirical evidence on the prevalence of prison violence in Austria is non-existent. Neither the official reports on prison violence nor the dark figures have yet been systematically investigated. Research results from other countries will be taken into account but cannot be transferred to the Austrian context because of its national specifics. Intended outcomes and findings: Therefore, this project will, firstly, provide scientific data on the prevalence of violent victimization of Austrian prisoners, and give information on situational and other factors that promote or prevent violence among prisoners. Secondly, the project will, in conjunction with expert interviews and a literature review on good practices, answer the central research question: Which situational, organisational, or technical measures that can be implemented in Austria are effective in preventing prison violence? The specifics of different Austrian prisons with different levels of violence will be examined and compared in order to filter out promising practices.

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