Wie werden Gesundheitsprogramme für ärmere Länder leistbar?

Armut, Ungleichheit, Gewalterfahrungen: Für viele Jugendliche sind dies sehr reale Risikofaktoren für ihre mentale Gesundheit.

Familiäre Erziehung kann da ein essenzieller Schutzfaktor sein. Internationale Programme bieten dazu Beratung und Unterstützung an. Wie aber kann man diese so gestalten, dass sie in Ländern mit niedrigem Einkommensniveau auch leistbar und skalierbar werden? Das europäische Forschungsprojekt FLOURISH unter Koordination der Universität Klagenfurt erforscht dies am Beispiel von Moldawien und Nordmazedonien.

Der Kontext

Jeder Mensch hat einen gesunden und sicheren Start ins Leben verdient. Für junge Menschen ist dieser Anspruch nicht immer zu erfüllen. Armut, Gewalt und negative Lebenserfahrungen sind schwerwiegende Risikofaktoren für die psychische und physische Gesundheit für Heranwachsende. In Osteuropa sind diese Risiken aufgrund des Krieges in der Ukraine besonders stark gestiegen. Die Familie spielt als potenzieller Schutzfaktor für negative Einflüsse eine entscheidende Rolle, denn die frühe Adoleszenz ist eine Schlüsselphase für Gesundheit über den ganzen Lebenszyklus. Elterliche Erziehung, die Wärme und Autonomie bietet, ist mit gesundem Verhalten und erhöhter mentaler Stabilität von Jugendlichen assoziiert.

Das von der Weltgesundheitsorganisation WHO und UNICEF entwickelte Programm „Parenting for Lifelong Health“ bietet dazu ein Bündel von Unterstützungsmaßnahmen auf individueller und familiärer Ebene an. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Maßnahmen, die in Ländern mit niedrigem bis mittleren Einkommensniveau auch leistbar sind. Denn Unterstützungsprogramme sind oft sehr teuer, weil sie den Einsatz hochqualifizierter Mitarbeiter:innen erfordern und mit erheblichen Lizenzkosten verbunden sind. 

Evidenzbasierte Forschung zu leistbaren und skalierbaren Unterstützungsprogrammen dieser Art ist allerdings noch rar. Das europäische Forschungsprojekt FLOURISH - unter Koordination der Universität Klagenfurt - will diese Lücke schließen.

 

Das Projekt

Ziel des Forschungsprojekts FLOURISH ist es, auf der Grundlage der Implementierungswissenschaft systematisch zu bewerten, wie die Nachfrage nach Gesundheitsförderung und Gewaltprävention für Jugendliche in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommensniveau gedeckt werden kann. 

Dazu wird das „Parenting for Lifelong Health“ Programm für Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren und ihre Betreuungspersonen in den Ländern Moldawien und Nordmazedonien den lokalen Rahmenbedingungen angepasst, getestet und evaluiert. Dabei werden auch die UNICEF-Programme „Helping Adolescent Thrive“ und „I Support My Friends“ in die Forschung einbezogen.

FLOURISH verfolgt sein Ziel über vier Schritte:

  • Adaption:
    Anpassung des “Parenting for Lifelong Health for Teens Programm” und Implementierung über ein leistbares Umsetzungssystem in Moldawien und Nordmazedonien

  • Optimierung:
    Optimierung des Maßnahmenbündels des Programms durch Identifikation der Kosten-effizientesten und dabei skalierbaren Komponenten

  • Test:
    Evaluierung der Umsetzung und der Ergebnisse des angepassten und optimierten Programms

  • Dissemination:

Entwicklung und Impact-Bewertung einer Kommunikationsstrategie für Familien, Umsetzungsverantwortliche und politische Stakeholder   

 

Das Konsortium

Im FLOURISH-Konsortium arbeiten unter Koordination der Universität Klagenfurt acht Partner aus Österreich, Serbien, Moldawien, Nordmazedonien, Deutschland, Spanien und dem Vereinigten Königreich zusammen.

Die Partner:

  • Universität Klagenfurt, Österreich
  • Asociatia Obsteasca “Sanatate Pentru Tineri”, Moldawien
  • Institut Za Bilakj Semejstvo I Sistemska Praksa - ALTENATIVA, Nordmazedonien
  • Medizinische Universität Wien, Österreich
  • AST - Centre for Education Ltd, Belgrade Vozdovac, Serbien
  • Universität Bielefeld, Deutschland
  • Universitat Jaume I, Spanien
  • Associated Partner: Cardiff University, Vereinigtes Königreich


Die Rolle der österreichischen Partner

Heather Foran, Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Klagenfurt ist die Koordinatorin des Projekts. Sie konzentriert sich in ihrer Forschung auf globale psychische Gesundheit und Gewaltprävention unter Anwendung eines multisektoralen Ansatzes und bringt ihre Expertise aus internationalen Studien, Förderprojekten und rund 100 Publikationen in das EU-Projekt ein.

Judit Simon ist Professorin an der Medizinischen Universität Wien und beschäftigt sich im EU-Projekt FLOURISH mit gesundheitsökonomischen Analysen. Die Medizinische Universität Wien ist als Projektpartnerin zuständig für das „Health Economic“-Work Package, welches die Kosten und Kosten-Wirksamkeit des “Parenting for Lifelong Health for Teens Programms” untersucht.

 

Der Mehrwert eines EU-Projekts

„Die globale Forschung zur psychischen Gesundheit erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit auf hohem Niveau über Länder und verschiedene Interessengruppen hinweg“, erklärt Projektkoordinatorin Heather Foran: „Die von der EU geförderten Projekte bilden den Rahmen für diese wichtige internationale Zusammenarbeit, die das Potenzial hat, zu wissenschaftlichen Fortschritten zu führen und in der Folge das Risiko für psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen in allen Ländern zu verringern.“ 

 

Foto: Universität Klagenfurt/Photo Riccio
Projektkoordinatorin Heather Foran