Laura Bassi 4.0 - Präsentation und Diskussion des VREDE-Phasenmodells für Gruppenentscheidungen

 

Bericht der Online-Veranstaltung am 18.05.2022:
Arbeitsgruppe „Partizipative Entscheidungen digital fällen“ - Präsentation und Diskussion des VREDE-Phasenmodells für Gruppenentscheidungen

 

Im Projekt VREDE wurde ein Phasenmodell für tragfähige Gruppenentscheidungen entwickelt. Dieses Modell wurde am 18.05.2022 vorgestellt und mit interessierten Netzwerk-Teilnehmer:innen diskutiert.

Das Bedürfnis, ein Phasenmodell für Gruppenentscheidungen in VREDE zu entwickeln, entstand aus der Erkenntnis, dass bestehende Entscheidungstools wie Acceptify nur das Generieren und Bewerten von Entscheidungen abbilden, Schwierigkeiten in Entscheidungsprozessen aber oft davor und danach entstehen. Das Projektteam benötigte also zuerst ein Modell für Gruppenentscheidungen, bevor über Softwareentwicklung nachgedacht werden konnte.

Das VREDE-Phasenmodell basiert auf dem Prinzip des Systemischen Konsensierens und besteht aus 5 Phasen:

"Die Grafik zeigt die 5 Stufen des VREDE-Phasenmodells für Gruppenentscheidungen. Das VREDE Phasenmodell umfasst fünf Hauptphasen. Synchronisieren: In dieser Phase finden sich alle Beteiligten an diesem Entscheidungsprozess in einem gemeinsamen Rahmen. Kreativphase: Die Teilnehmenden bearbeiten gemeinsam das Thema, entwickeln Verständnis füreinander und entwickeln bewertbare Vorschläge. Entscheiden: Eine gemeinsame Entscheidung wird getroffen. Darstellen: Die Entscheidung und der Entscheidungsprozess werden, mit Einverständnis der Teilnehmer:innen, zielgruppenspezifisch dargestellt. Reflektieren: Der Entscheidungsprozess und das Ergebnis werden zum Lernen genutzt und evaluiert."
Abbildung 1 für Gruppenentscheidungen: VREDE-Phasenmodell - Quelle: VREDE

Abbildung 1 für Gruppenentscheidungen: VREDE-Phasenmodell - Quelle: VREDE

Die erste Phase des Synchronisierens erachtet das VREDE-Team als wesentlich – hier muss geklärt werden, ob es eine Gruppenentscheidung braucht, wie die Frage gestellt wird und wer sie beantworten soll (frei nach Schulz von Thun: woher kommen wir?, ohin gehen wir?, wer sind wir?, was ist das Thema?). Das Projektteam hat zur Unterstützung der Moderation einen umfangreichen Fragenkatalog entwickelt, anhand dessen Gruppenprozesse gut strukturiert, geplant und durchgeführt werden können. Außerdem stellt VREDE Tools zur Verfügung, um zu klären, ob eine Themenstellung einen VREDE-Prozess braucht.

In der Kreativphase werden Ideen gesammelt und bewertet. Die Gruppe muss entscheiden, wer Vorschläge entwickelt und wer entscheidet; hier ist maximale Transparenz nötig. Außerdem wird darauf geachtet, ob ein Informationsdissens besteht, wie glaubwürdig also die Gruppe die gesammelten Informationen findet. Am Ende dieser Phase stehen Vorschläge. 

In der Phase des Entscheidens werden zunächst alle Vorschläge auf Ernsthaftigkeit, Legitimität, Legalität und Realismus überprüft und danach bewertet – derzeit mit Widerstand bzw. Ambivalenz (Widerstand und Zustimmung). Langfristig sollen im VREDE-Online-Tool mehr verschiedene Entscheidungsformen möglich sein. Das VREDE-Online-Tool reiht die Vorschläge nach Bewertungsergebnissen und stellt Reflexionsfragen zum Ergebnis. Das Ergründen der Widerstände zu Vorschlägen wird für die Entwicklung neuer Vorschläge genutzt.

Ist die Entscheidung getroffen, wird sie gefeiert und nach außen getragen. Dazu ist Transparenz und eine gute Dokumentation nötig und die gemeinsame Entscheidung, was nach außen kommuniziert wird. Abschließend werden der Prozess und das Ergebnis reflektiert: Ist es das geworden, was wir erreichen wollten? Gibt es noch Handlungsbedarf?  

Die anschließende Diskussion drehte sich um das Spannungsfeld zwischen Komplexität von Entscheidungsprozessen und Notwendigkeit der Reduktion durch Digitalisierung. Asynchrone Prozesse sind in vieler Hinsicht aufwändiger als Präsenzveranstaltungen. Mit dem VREDE-Tool wird versucht, einen ausgewogenen Weg zwischen Aufwand und Partizipation zu finden.

Ein Prototyp des VREDE-Online-Tools wird mit Projektende im September 2022 zur Verfügung stehen. Das Projektteam sucht für ein Folgeprojekt nach Partnern für die Umsetzung entlang deren Anforderungen.