#SuccessStory: Coding – kinderleicht gemacht

Programmieren galt lange Zeit als nerdig und kompliziert. Bits4kids will mit diesem Klischee brechen und ermöglicht Kindern und Jugendlichen einen spielerischen Einstieg in die Welt des Codings.

In dem kleinen Raum in einem Grazer Co-Working-Space rauchen die Köpfe. Mitten in den Sommerferien steckt eine Handvoll Mädchen die Nasen in Laptops, auf deren Bildschirmen bunte Felder nach einem bestimmten System aneinandergereiht sind. Eifrig werden Nachrichten über den Gruppenchat ausgetauscht. Dort tummeln sich weitere Teilnehmerinnen, die dem Kurs online von zu Hause aus folgen. „Habt ihr noch Fragen?”, möchte eine der Trainerinnen wissen. Sie ist nur wenige Jahre älter als die anwesenden Kinder, die heute ihre ersten Spiele programmieren. Frontalunterricht und Belehrungen sucht man vergeblich. Alle begegnen sich auf Augenhöhe, die Trainerinnen sind da, um zu begleiten und Unsicherheiten zu klären. 

Von Anfang an ein voller Erfolg

Eigentlich hatte sich Karin Horneck, Geschäftsführerin von bits4kids, nur gewünscht, dass ihr Sohn bereits in der Schule erste Erfahrungen mit dem Programmieren macht. Der Versuch, selbst einen Kurs auf die Beine zu stellen, weckte schließlich so viel Begeisterung, dass sie im Jahr 2017 zusammen mit der Unternehmensberaterin Ute Neudorfer kurzerhand bits4kids gründete. Mittlerweile blickt die Mathematikerin und Informatikerin, die seit mehr als zwanzig Jahren als Daten- und Businessanalystin tätig ist, auf eine erfolgreiche Zeit zurück, in der das Unternehmen stetig gewachsen ist. bits4kids bietet rund ums Jahr zahlreiche Programmier- und Robotikkurse für Kinder und Jugendliche an. Neben dem Ferienprogramm finden in Zusammenarbeit mit der Stadt Graz oder der Industriellenvereinigung Steiermark Workshops im Schulunterricht sowie in der Nachmittagsbetreuung statt.

Mädchen beim Online-Kurs via Discord. Foto: bits4kids

In der Coronazeit realisierte bits4kids mit Unterstützung der FFG die Coding-Lernplattform KOALA für Kinder zwischen 8 und 15 Jahren. „KOALA versteht sich als eine vernetzte Lernwelt und basiert auf der Idee, dass Lernen am besten über verschiedene Kanäle und Arten der sozialen Interaktion funktioniert”, erklärt Karin Horneck. Sie setzt dafür auf ein Lerndreieck, welches das selbständige Lernen mit Tutorials, dem Lernen durch Anleitung mit Trainer:innen und dem Lernen durch Austausch mit der Peer-Group verbindet. Während der Schulzeit findet fast täglich ein KOALA-Online-Coding-Club statt. Hier können die Teilnehmer:innen gemeinsam mit den Trainer:innen programmieren und zusätzlich gibt es für Unternehmen die Möglichkeit, sich in den Einheiten vorzustellen. So erfahren die Kinder, welche Perspektiven sich ihnen mit dem Erlernten bieten. Die Kosten für KOALA-Online werden von der WKO und der Industriellenvereinigung Steiermark zum Teil oder sogar ganz übernommen. Karin Horneck und Ute Neudorfer sehen als nächstes Ziel von bits4kids, technische Unternehmen für die Finanzierung der KOALA-Angebote anzuwerben. 

Auf Augenhöhe mit der Zielgruppe

Der Erfolg ist kein Produkt des Zufalls, denn Karin Horneck und ihr Team gehen mit viel Gespür an die Sache heran. So verwendet bits4kids für die Online-Kommunikation das bei Jugendlichen beliebte Programm Discord. „Der Vorteil davon ist, dass wir eine automatische Moderation integrieren können und bestimmte Worte gefiltert werden. Die Kinder bekommen eine Rückmeldung vom System, damit sie wissen, was sie falsch gemacht haben. Wer sich rücksichtsvoll verhält und sich mit anderen austauscht, bekommt Punkte und kleine digitale Belohnungen.” Die Kinder lernen also nicht nur unterschiedliche Programmiersprachen kennen, sondern auch, dass ein respektvoller Umgang online genauso wichtig ist wie offline. 

Fokus auf Mädchen und junge Frauen 

Wer bereits früh in Kontakt mit dem Programmieren kommt, hat später weniger Scheu davor, ein Studium in diese Richtung aufzugreifen, so die Hoffnung bei bits4kids. Für junge Frauen sei die Hemmschwelle besonders groß, weshalb man für sie eigene Kurse anbietet, die dual aufgebaut sind. Die Jugendlichen können sie also zum Teil vor Ort besuchen, aber auch online. „Gerade Mädchen brauchen anfangs den persönlichen Kontakt und gehen in gemischten Gruppen oft unter”, erklärt Horneck die Idee. Auch in den Online-Tutorials wird für die weibliche Zielgruppe auf mehr Storytelling gesetzt. „Das Interessante ist, dass wir mit dem Angebot für Mädchen die Jungs genauso erreichen. Umgekehrt ist das jedoch nicht der Fall.” 

Die bits4kids-Gründerinnen Ute Neudorfer und Karin Horneck. Foto: bits4kids/Foto Fischer

Gemeinsam mit der TU Graz wurde außerdem das ebenfalls von der FFG geförderte FEMtech-Projekt „Code’n’Stitch” umgesetzt. Dabei wird zuerst ein geometrisches Muster gezeichnet, das anschließend auf dem Smartphone programmiert und auf eine elektronische Stickmaschine übertragen wird, die ein T-Shirt oder einen Einkaufsbeutel mit dem gewünschten Muster bestickt. Programmieren, das lernen die Kinder so ganz schnell, ist keineswegs nur fade Theorie, sondern ein kreativer Prozess. „Wir machen Code’n’Stich mittlerweile bei allen Kursen, denn es kommt auch bei den Jungs richtig gut an”, freut sich Karin Horneck über den nachhaltigen Erfolg des Projekts. 

Coding als Teil der Allgemeinbildung

Während die technische Entwicklung rasant voranschreitet, hinkt das österreichische Bildungssystem in Sachen Coding stark hinterher. Angebote an den weiterführenden Schulen sind rar. „Dabei wäre so wichtig, dass Kinder ein Grundverständnis für die Produkte, die sie täglich benutzen, entwickeln. Zusätzlich fördert Programmieren das logische Denken.” Ein Skill, den man auch für viele andere Bereiche braucht. „Eigentlich wünsche ich mir, dass es unser Unternehmen gar nicht braucht, weil die Schule dieses Wissen abdeckt”, gibt die Geschäftsführerin zu. „Bis dorthin ist es aber noch ein langer Weg.” 

Kontakt zu bits4kids

bits4kids OG
Digitale Kompetenzen für Schulkinder
DI Karin Horneck und MMag. Ute Neudorfer
Mariatrosterstraße 138 b/22 
8044 Graz
E-Mail: office@bits4kids.at
Website: www.bits4kids.at