Vom Produktlieferanten zum Komplett-Lösungsanbieter

ACADEMIA SUPERIOR und Junge Wirtschaft OÖ diskutieren über die Zukunft der Dienstleistungsbranche

Linz – Die Zukunft für Oberösterreichs Unternehmen liegt in der Kombination von Warenproduktion und darauf abgestimmten Dienstleistungen: Weg vom reinen Produktlieferanten und hin zum Anbieter von Komplettlösungen, lautete deshalb die Kernaussage beim Fachsymposium „Dienstleistungsinnovation und Service Design“, zu dem die Denkfabrik ACADEMIA SUPERIOR und die Junge Wirtschaft OÖ eingeladen haben.

24 Prozent aller Unternehmen in Oberösterreich (10.853 Betriebe) sind im Sektor der wissensintensiven Dienstleistungen tätig. Diese Firmen beschäftigen 16 Prozent der oberösterreichischen Beschäftigten – also 76.828 Personen. Dementsprechend wichtig ist das weitere Wachstum dieses Wirtschaftssegmentes für Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl. Er betonte bereits in seiner Begrüßung: „Die Kombination aus Produktion und wissensintensiven Dienstleistungen ist ein wesentliches Erfolgsrezept für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich, denn diese Branche ist geradezu prädestiniert um Innovationen hervorzubringen“. Da die Mehrheit dieser Betriebe noch relativ junge Unternehmen sind, ist der logische Kooperationspartner für den oberösterreichischen Think Tank, dem Strugl als Obmann vorsteht, die Junge Wirtschaft Oberösterreich. Deren Vorsitzender, Peter Reiter, selbst Jungunternehmer, will Partner bei der Weiterentwicklung des Service Bereichs in Oberösterreich sein, „weil diese Unternehmen einen wertvollen Beitrag zur Gestaltung von Wertschöpfungsketten erbringen“, so Reiter.

Die Veranstaltung wurde eingeleitet von einem Statement der Geschäftsführerin der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und Beiratsmitglied von ACADEMIA SUPERIOR, Dr. Henrietta Egerth, die über die Chancen und Perspektiven für innovative Dienstleistungen sprach. Sie verortete den Dienstleistungssektor in Österreich in seinem globalen Kontext. Im Vergleich zu den USA oder dem EU-Durchschnitt ist der 3. Sektor in Österreich relativ gering ausgeprägt – so hängt beispielsweise allein jeder 9. Arbeitsplatz im Land an der Automotive Industry, also der Fahrzeug- und Zulieferindustrie. Diese traditionelle Produktions- und Industrielastigkeit der österreichischen Ökonomie – und das gilt noch viel stärker für die oberösterreichische Wirtschaft – ist jedoch zugleich eine enorme Chance, zeigte sich Egerth überzeugt: „Knowledge-Intensive Business Services steigern den Wert von Produkten, schaffen hochqualifizierte Arbeitsplätze – auch in anderen Branchen – und sorgen für einen rascheren Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“. Die derzeit noch hauptsächlich traditionell agierenden Produzenten müssen in Zukunft ihre Produkte vermehrt durch Service-Angebote flankieren und so zu Hybriden Produkten weiterentwickeln. Anstatt eines Produktes müssen Komplettlösungen angeboten werden, da damit auch die Kundenbindung erhöht werden kann.

Auch Dr. Frank Danzinger, Arbeitsgruppe für Supply Chain Services am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen – jenem Institut, dem wir den mp3-Standard verdanken – plädierte dafür, das Dienstleistungsservice möglichst lange bei der Produktentwicklung mitzudenken. Danzinger, zuständig für das Projekt Service Factory Nürnberg, erklärte, dass es für Betriebe in Zukunft immer notwendiger werden wird, auch Services zu ihren Produkten anzubieten. „Eine produktzentrierte Logik schaut bis zum Verkauf des Produktes. Eine servicezentrierte Logik schaut auch auf die Nutzung des Produktes. Was wissen wir darüber, was unsere Kunden mit unserem Produkt machen? Hier liegen große Geschäftschancen, gerade für produzierende Unternehmen“, so Danzinger. Verdeutlicht wurde dies am Beispiel der dreihundert Jahre alten Taxibranche, die gerade durch neue digitale Angebote enorme Umwälzungen erlebt, welche von neuen innovativen Unternehmen vorangetrieben werden.

Die Linzer Unternehmerin des Jahres 2013 und Gründerin der AKD-Baunetzwerk GmbH, Anita Moser betreut mit ihrem Unternehmen über 2.000 Kleinere und mittlere Betriebe aus der Bauwirtschaft mit IT-Lösungen. Sie verwies darauf, dass man auch als existierender Betrieb „die Augen beim Kunden offen halten muss. Dann fallen einem neue Anforderungen auf“. Zentral ist hierbei, nicht auf den Kunden zu warten, sondern ihm von sich aus neue Lösungen anzubieten.

Die Notwendigkeit der Kundenähe, um neue Service Angebote zu entwickeln, betonte auch Mag. Rainer Scharinger, Geschäftsführer der Reichl und Partner eMarketing GmbH. Gleichzeitig verwies er darauf, dass „wenn man eine Lösung für ein Problem eines österreichischen Kunden gefunden hat, dann hat man meistens auch ein Problem von potentiellen Kunden weltweit gelöst“. Dienstleistungen global zu vermarkten ist daher derzeit die größte Wachstumschance für Unternehmen, zeigte sich Scharinger überzeugt.

In zahlreichen Gesprächen konnten die über 80 anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer noch nach der Veranstaltung mit den Expertinnen und Experten diskutieren. Landesrat Michael Strugl fasste das Ergebnis noch einmal zusammen: „Wir brauchen beides – Produktion und Dienstleistung. In der Kombination von beidem, der sogenannten hybriden Wertschöpfung, liegen große Chancen, denn 1 und 1 ist mehr als 2“.

 

Foto im Download:  v.l.n.r.: Dr. Frank Danzinger (Fraunhofer Service Factory Nürnberg), Dr. Henrietta Egerth (Forschungsförderungsgesellschaft), Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl (ACADEMIA SUPERIOR),

Foto-Credit: ACADEMIA SUPERIOR/Wakolbinger

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