#Success-Story: Der Schlüssel zum smarten Leben

Wie kontaktlose Technologie "Made in Austria" zur weltweiten Erfolgsgeschichte wurde

Seit Corona gehört kontaktloses Bezahlen im Supermarkt zum guten Umgangston. Die „Magie“ hinter kontaktloser Technologie wurde maßgeblich bei NXP Semiconductors Austria in Gratkorn mitentwickelt. Michael Jerne, Director of External Relations, spricht im Interview unter anderem über Erfolgsfaktoren von Innovationen und die Bedeutung der Forschungsförderung für den Standort Österreich.

Gemeinsam mit Sony wurden die Ingenieure von NXP Semiconductors Austria im Jahr 2015 für die Entwicklung der Nahfeldkommunikationstechnik (Near Field Communication, NFC) mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet. Die im Jahr 2002 entwickelte NFC-Technologie ist vielseitig im Einsatz und berührt unser tägliches Leben durch sicheres kontaktloses Bezahlen im Supermarkt, sicheren Zutritt zu Gebäuden oder Freizeiteinrichtungen wie Skiliften.

Vor NFC hatten die Ingenieure von NXP Semiconductors Austria bereits an einer berührungslosen Identifizierungstechnologie (Radio Frequency ID, RFID) geforscht, die 1994 in die Markteinführung des ersten MIFARE®-Mikrochips mündete. Zwei Jahre später kam MIFARE als kontaktlose Ticketlösung für den öffentlichen Nahverkehr in der Metropole Seoul zum Einsatz. Heute wird der in Plastikkarten, Tickets und Schlüsselanhängern integrierte MIFARE-Mikrochip rund um den Globus milliardenfach genutzt. Das in Gratkorn nördlich von Graz entwickelte Produkt ist Weltmarktführer.

Junge Frau mit Mobiltelefon. Logo von Mifare2Go. Foto: NXP

 

Mit der Weiterentwicklung zur cloudbasierten Lösung MIFARE 2GO, die NXP 2018 der Öffentlichkeit vorstellte, werden kontaktlose Mikrozahlungen und Identifikation von der Smart Card aufs Smartphone geholt. Damit werden Handys bzw. smarte Wearables endgültig zum multifunktionalen Begleiter für kontaktlosen Zutritt und digitale Fahrscheine, kurz: zum Schlüssel für das smarte Leben. Hauptverantwortlich für die Technologie zeichnet einmal mehr NXP Semiconductors Austria; die Forschungen an MIFARE 2GO wurden mit Fördermitteln der FFG unterstützt.

Welche Rolle Forschungsförderungen und geförderte Kooperationen in der Erfolgsgeschichte des Frontrunners NXP Semiconductors Austria spielen, erklärt Michael Jerne, Director of External Relations, im Interview.

 

NPX Austria in Gratkorn. Foto: NXP

NPX Austria in Gratkorn
Foto: NXP
 

„Öffentliche Förderungen waren in der Start-up-Phase essentiell“


Wie haben Förderungen der öffentlichen Hand zur Entwicklung der RFID- und NFC-Technologien beigetragen?

Michael Jerne: Bereits in der Start-up-Phase wurden nach 1988 wesentliche Innovationen angestoßen, die später zu weltweiten Erfolgen wurden, wie z. B. MIFARE. Vor allem in dieser frühen Phase, aber auch nach der Übernahme durch Philips 1995, wo wir die kontaktlosen Themen erst konzernintern positionieren mussten, waren öffentliche Förderungen eine ganz wesentliche Unterstützung. In der Start-up-Phase waren sie zwischendurch sogar finanziell essentiell. Im Philips-Konzern und ab 2006 als NXP Semiconductors waren neben europäischen Förderprojekten nationale Programme und das sehr effektive Innovations-Ökosystem in Österreich ein wesentliches Argument, F&E-Vorhaben nach Österreich zu holen und dabei gegenüber anderen, vielfach außereuropäischen Standorten, zu reüssieren.

Wie zufrieden sind Sie mit der Unterstützung durch die FFG?

Michael Jerne: Wir haben die FFG in allen Unternehmensphasen als kompetenten, wenn nötig flexiblen und weitsichtigen Partner wahrgenommen. Das duale Förderprinzip der FFG, mit den Basisprogrammen thematisch offen für alle Arten von Innovationen zu sein und mit Themenprogrammen top-down Forschungsrichtungen vorzugeben, funktioniert aus meiner Sicht sehr gut. Auch die Prozesse und Prüfinstanzen im Rahmen der Förderabläufe sind angemessen.


Interaktion mit Schlüsselkunden als Erfolgsfaktor


Was sind die Schlüsselfaktoren für den Markterfolg einer Entwicklung?

Michael Jerne: Das ist pauschal schwer zu sagen, weil die Segmente, die NXP bedient, sehr unterschiedliche Charakteristika und Zeitkonstanten haben, man denke nur an die unterschiedlichen Taktraten im Konsumentenbereich, z. B. bei Mobiltelefonen, und im Automotive-Bereich. Eine erfolgreiche Entwicklung ist aber immer in ein größeres Ganzes eingebettet, und nie isoliert als reines F&E-Projekt zu betrachten.

Zu den wesentliche Erfolgsfaktoren zählen auf jeden Fall: Globales Marktverständnis und gute Kenntnis der Anforderungen der Schlüsselkunden, um das „richtige“ Produkt zu spezifizieren; dazu ist gutes Extrapolationsvermögen im Marketing und Produktmanagement nötig. Wichtig ist weiters die effektive Umsetzung der Anforderungen in Architekturen, inklusive Mut zum Weglassen von Funktionen, um ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erhalten. Weitere Faktoren sind die kosteneffiziente und termintreue Umsetzung der Innovation bzw. des F&E-Projektes. Dazu sind sowohl Hard Skills, wie technische Kompetenzen, als auch Soft Skills, wie Vertrauen im Team und interkulturelles Verständnis nötig, denn vielfach arbeiten an der Implementierung multinationale Teams von durchaus 20 bis 30 und mehr Experten über drei oder mehr Jahre. Und nicht zuletzt ist eine effiziente Markteinführung, ein guter technischer Support und die sehr frühe und kontinuierliche Interaktion mit den Schlüsselkunden schon in der Definition und während der Entwicklung ein Erfolgsfaktor.
 

„Europa muss mutiger werden“


NXP Semiconductors agiert global sehr erfolgreich. Was wäre aus Ihrer Sicht vorranging, damit Europa am Sektor Digitalisierung/digitale Innovationen zu den USA und Asien aufschließen kann?

Michael Jerne: Europa muss im Bereich der Innovations- und Wirtschaftspolitik mutiger und selbstbewusster werden und in der Umsetzung der Programme schneller und weniger bürokratisch. Bei der Forschungsförderung ist Europa sehr gut aufgestellt; aber wenn es um marktnahe Innovationen und Industriepolitik geht, hat sich die EU ein sehr strenges Regularium auferlegt, das die Manövrierfähigkeit vor allem gegenüber Asien und den USA stark einschränkt. Initiativen wie die IPCEIs (Important Projects of Common European Interest) im Bereich Batterien und Mikroelektronik sind gute Ansatzpunkte; sie müssen aber in der Implementierung noch deutlich effizienter werden.

Inhaltlich sollte Europa im Rahmen fokussierter Strategien auf europäischen Stärken im automotiven und industriellen Umfeld aufbauen und z. B. Themen wie Cybersecurity und Privacy betonen – als Basis für ein sicheres Internet der Dinge (IoT) und sichere Infrastrukturen. Es geht um vertrauenswürdige IKT „Made in Europe“, entsprechend den europäischen Werten und Europas „Way of Life“. NXP wird dazu gemäß seinem Claim „Secure Connections for a Smarter World” weiterhin einen signifikanten Beitrag leisten.

Vielen Dank für das Gespräch!
 

Über NXP Semiconductors Austria

Die österreichische NXP-Tochter beschäftigt im steirischen Gratkorn 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 45 Nationen. NXP Semiconductors Austria ist das Konzern-Kompetenzzentrum für Forschung und Entwicklung in den Bereichen sicherer Identifikations-, Kommunikations- und Lokalisierungslösungen. Das Unternehmen hat sich aus dem 1988 gegründeten Start-up „Mikron“ entwickelt, das 1995 von Philips Semiconductors übernommen wurde; seit 2006 firmiert der Konzern als NXP Semiconductors.

 

Kontakt

NXP Semiconductors Austria GmbH
Mikron-Weg 1,
8101 Gratkorn
Tel. +43(0)3124/299-160
verena.windischbacher@nxp.com