Ich habe mir meine Ziele wieder bewusst gemacht.

HOW SHE DID IT: DI Dr. Anna Theresia Stadler

In unserer Reihe “HOW SHE DID IT” holen wir Expertinnen aus der angewandten Forschung und Innovation vor den Vorhang. Die vorgestellten Frauen sind Teilnehmerinnen und Alumnae des INNOVATORINNEN Leadership-Programms 2023. Im Interview erzählt Dr. Anna Stadler, Expertin für nachhaltige Materialentwicklung, über die Herausforderungen in einer männerdominierten Branche, wie sie die Welt zu einem besseren Ort machen will und wie sie dort hingekommen ist, wo sie heute steht.

Alter: 38

Ort/Bundesland: Rainbach im Mühlkreis, Oberösterreich

Funktion/Unternehmen: Projectlead für neue Batterietechnologien, Abteilung Advanced Engineering, KREISEL Electric GmbH

 

In zahlreichen Unternehmen liegt der Schwerpunkt oft nur auf technisch funktionalen Lösungen. Dr. Anna Stadler geht jedoch einen Schritt weiter. Sie ist für die Entwicklung innovativer und nachhaltiger Batterietechnologien bei KREISEL Electric in Oberösterreich verantwortlich. Um die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, gestaltet sie Strategien, Prozesse und die Organisationsstruktur mit.

 

Was willst du mit deiner Forschung bewirken?

Wenn man an Batterien und Elektromobilität denkt, denken die Menschen in erster Linie an Autos. Das ist nicht der Fokus in unserer Forschung. Nachhaltige Mobilität ist vor allem dort wichtig, wo es kein „weniger“ oder „anders“ gibt, zum Beispiel in der Marine oder im Off-Highway Bereich (Landwirtschaft und Bausektor). Hier ist es wichtig, systemische Lösungen zu bieten, die Lärm, Abgase und Umweltemissionen reduzieren und gleichzeitig effizientes Arbeiten möglich machen.

Was treibt dich an?

Die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Meine Vision ist, dass durch meine Arbeit nachhaltige Innovation vollumfänglich zu einem Wort zusammenwächst und das Eine ohne das Andere nicht mehr möglich ist.

Wofür stehst du als Forscherin? 

Ich stehe für eine F&I, in der die Prinzipien der Gleichberechtigung und der systemischen Betrachtung gelten. Ich stehe für eine F&I, in der das gemeinsame Ziel im Vordergrund steht und nicht individuelle Bedürfnisse. 

Wie bist du dorthin gekommen, wo du heute stehst? 

Ich habe den Blick immer wieder nach vorne gerichtet und mich auf das Wesentliche fokussiert. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld habe ich Personen, die mich unterstützen, fördern und fordern – das lässt mich wachsen. Ich bin offen für Neues und habe Mut, für das einzustehen, was ich als wichtig erachte. Ich besitze Durchhaltevermögen und übernehme Verantwortung.

Welche Herausforderungen hast du gemeistert?

Ich bin in einer Familie mit sieben Kindern aufgewachsen. Für meine Eltern war Bildung das höchste Gut und Gleichberechtigung war selbstverständlich. Die gesellschaftliche Akzeptanz einer Großfamilie, zum Beispiel von Lehrkräften, war hingegen nicht selbstverständlich. Oft musste ich beweisen, dass ich „trotzdem“ intelligent bin, oder mit grundsätzlicher Ablehnung umgehen lernen.

Welche Erfahrungen hast du als Frau in einer Männerdominierten Branche gemacht? 

Ich habe Mechatronik studiert, obwohl ich zuvor ein humanistisches Gymnasium absolviert habe. Wir waren nicht einmal eine Handvoll Frauen unter 120 männlichen Studenten. In diesen Jahren zweifelte ich oft an mir und meinen Fähigkeiten. Zwei Auslandsaufenthalte, in denen ich sehr viel lernen durfte, gaben mir neuen Aufschwung und auch Selbstvertrauen. Das Doktorat der technischen Wissenschaften erlangte ich mit zwei kleinen Jungs um mich und vielen schlaflosen Nächten. Mein Mann und ich unterstützen uns gegenseitig, wir arbeiten Seite an Seite für unser gemeinsames Leben. 

Was waren die 3 Faktoren, die dich am meisten vorangebracht haben? 

Mut, Willenskraft und Durchhaltevermögen

Welche Learnings möchtest du anderen Frauen mit auf den Weg geben?

Nutzt Möglichkeiten der Weiterbildung, vor allem auch Programme, die spezifisch Frauen ansprechen. Vernetzt euch gezielt und seid mutig für das einzustehen, was euch wichtig ist!

Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Forschung und Innovation an die Spitze kommen?

Gleichberechtigung muss bereits in der Wiege gelehrt werden. Es braucht bessere Rahmenbedingungen, neue Arbeitsweisen und einen Abbau hierarchischer Strukturen.

Warum ist es wichtig, dass F&I auf allen Ebenen gleichberechtigt ist? 

Nur durch eine gleichberechtigte F&I können ganzheitliche Systeme, Prozesse und Lösungen entstehen. Ansonsten bleibt es bei 50%.

Was hat das INNOVATORINNEN Leadership-Programm bei dir bewirkt? 

Es hat mir Mut und Selbstvertrauen gegeben, Dinge anzusprechen, mich selbstbewusst zu positionieren und mir meine Ziele immer wieder bewusst zu machen.

Was hast du dort gelernt oder erfahren, das du vorher noch nicht wusstest? 

Die Bedeutung des Visual Thinking (und dass jeder Mensch zeichnen kann!), um komplexe Themen verständlich zu machen – für sich selbst und für andere. Auch der unbeschreibliche Wert der Co-Creation ist mir durch die starke Peer Group bewusst geworden. Und: Authentisch sein ist der Schlüssel zum Erfolg.

Anna Stadler (Foto: FFG/Jana Mack)

 

Kontakt

Mag. Charlotte ALBER
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Dr. Lisa OBEREDER MSc
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