Jede kann zur Expertin werden!

HOW SHE DID IT: DI Dr. Christina Presinger

In unserer Reihe “HOW SHE DID IT” holen wir Expertinnen aus der angewandten Forschung und Innovation vor den Vorhang. Die vorgestellten Frauen sind Teilnehmerinnen und Alumnae des INNOVATORINNEN Leadership-Programms 2023. Im Interview berichtet Dr. Christina Presinger, Smart Mobility Expert bei der Grazer Energieagentur, wie sie sich der Aufgabe verschrieben hat, Mobilität für alle Menschen zugänglich zu machen, welche Tools sie dafür im Leadership-Programm gelernt hat und wie sie Menschen motiviert, ihr gleichzutun.

Alter: 32

Bundesland: Steiermark

Funktion und Unternehmen: Smart Mobility Expert bei der Grazer Energieagentur

 

Dr. Christina Presinger arbeitet im Verkehrswesen und hat sich auf die Planung, Entwicklung und Infrastruktur verschiedener Verkehrsmittel für den Personen- und Güterverkehr spezialisiert. Ihre Mission ist eine gendergerechte, verbesserte Mobilität für alle. Jeder Person sollte Mobilität zur Verfügung stehen, meint die Expertin. Durch datenbasierte Analysen und innovative Planungsmethoden setzt sie sich dafür ein, Mobilität für alle zugänglich zu machen.

 

Was willst du mit deiner Arbeit in Wirtschaft und Gesellschaft bewirken? 

Persönliche Faktoren (z.B. Alter, körperliche Beeinträchtigung, Kinder) und die Erreichbarkeit zwischen Wohnort, Arbeitsstätte und Infrastruktur beeinflussen unsere Verkehrsmittelwahl und dadurch unsere täglichen Wege. Dabei bringen Mobilitätslösungen Vorteile für Gesellschaft und Wirtschaft: so können Personen, denen es vorher nicht möglich war, Infrastruktur erreichen und dadurch am Leben stärker teilnehmen. Das Bewusstsein für diese Herausforderung ist leider nicht genug gegeben. Auch die Datengrundlage, um Veränderungen zu bewirken, fehlt. Denn nur mit den entsprechenden Erkenntnissen, wie etwas verbessert werden kann, können Veränderungen entstehen.

Wie setzt du das um? 

Aufgrund der Komplexität und Vielseitigkeit meiner Mission arbeite ich aktuell an der Bewusstseinsbildung. Ich versuche möglichst viele Verkehrsplaner:innen, Projektleiter:innen und Forscher:innen davon zu überzeugen, die Aspekte der Mobilität für alle bei ihren Vorhaben mitzudenken. Zusätzlich ist es mir wichtig, für jedes Projekt die entsprechenden Daten zu erheben.

Im Zuge des INNOVATORINNEN Leadership-Programms erhielt ich außerdem die Gelegenheit, eine Kollegin bei ihrer Gründung eines Stadtumbaukollektivs zu unterstützen. Ziel ist, Stadtviertel in einer Weise neu zu gestalten, die alle wichtigen Bereiche wie Gesundheit, Landschaft, Mobilität, Energie und Soziales vollständig einbezieht. Um so für die Bürger:innen einen lebenswerten Raum zu schaffen.

Was ist dein persönlicher Antrieb als Forscherin?

Ohne Forschung und Innovation gibt es keine Veränderung. In einem Bereich, wie Mobilität, der sich ständig verändert und aufgrund der subjektiven Beweggründe von Individuen sehr unterschiedlich gestaltet, ist es umso wichtiger mit der Zeit zu gehen. Es ist mir wichtig, Veränderungen aktiv voranzutreiben und diejenigen einzubinden, die das Angebot schlussendlich nutzen.

Wofür stehst du als Forscherin? Wofür setzt du dich ein? 

Ich sehe mich als anwendungsorientierte Forscherin, das bedeutet, ich möchte bestehende Lösungen verbessern. Für mich sind zwei Aspekte relevant: das fachübergreifende Arbeiten, denn nur wenn wir uns mit anderen austauschen und über den Tellerrand blicken, können wir neue Ideen entwickeln oder auch Probleme erkennen (z.B. technische Herausforderungen oder Einschränkungen). Und zweitens, Kolleg:innen dazu zu bringen, zu verstehen, wie wichtig ihre Arbeit für die Gesellschaft sein kann. Denn die Verbesserung bestehender Lösungen hängt von der Motivation einzelner ab.

Was ist deine Vision? 

Meine Vision ist, dass es zukünftig selbstverständlich ist, dass in MINT-Branchen Frauen als Leaderinnen und Expertinnen tätig sind.

Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Forschung und Innovation an die Spitze kommen? 

Unternehmen sollen Frauen an der Spitze aktiv unterstützen. Dafür benötigt es den Willen einzelner Führungskräfte, die die Fähigkeiten von Frauen erkennen. Denn Frauen und Männer kommunizieren oft unterschiedlich und zeigen ihre Leistungen auf verschiedene Weisen. 

Was bedeutet es für dich, Leaderin/Gestalterin zu sein? 

Ich nehme als Leaderin und Mentorin eine Vorbildrolle ein. Vor allem im Bereich Leadership müssen wir uns die unterschiedlichen Denkweisen der verschiedenen Generationen bewusst machen. Das bedeutet auch, dass ich als Leaderin auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren muss. Wertschätzung und Respekt meinem Gegenüber stelle ich dabei in den Vordergrund. Diese Einstellung möchte ich als Leaderin auch allen anderen mit- und weitergeben. Zudem ist mir besonders wichtig, Fähigkeiten anderer Personen zu fördern. Jede einzelne kann sich weiterentwickeln, wachsen und zur Expertin werden. Dies kann auch die Motivation steigern, um an Projekten mitzuarbeiten. 

Welche Herausforderung hast du in deiner Laufbahn gemeistert?

Ich konnte mir intern in meinem ehemaligen Unternehmen Gehör für meine Mission verschaffen und diese auf die Firmen-Website bringen. Ich habe außerdem herausfordernde Projekte geleitet und auf eine gute Bahn gebracht. In der Vergangenheit konnte ich in einem österreichweiten Projekt mitwirken. Auch meine Dissertation war eine Herausforderung, die ich gemeistert habe.

Wie bist du dorthin gekommen, wo du heute stehst? 

Es ist eine Kombination aus Gelegenheiten, welche sich ergeben haben und Chancen, die ich genutzt habe. Für mich ist Weiterbildung ein wichtiger Baustein von Karriere. Egal in welchem Bereich, die Gesellschaft und Wissenschaft entwickelt sich ständig weiter. Aber auch der Rückhalt von Kolleg:innen, Mentor:innen, Vorgesetzten, Freund:innen und Familie sind mir wichtig. Meine Motivation, etwas zu verändern, wird vor allem dadurch gestärkt, wenn ich es schaffe andere zu begeistern und zu motivieren.

Welche Learnings bzw. Karrieretipps möchtest du anderen Frauen mit auf den Weg geben? 

Frauen, vorwiegend im MINT-Bereich, stehen meist vor der Hürde, sich gegenüber anderen durchsetzen und beweisen zu müssen. Dies erfordert sehr viel Energie. Überlegt euch daher, wer euch darin als Mentor:in unterstützen kann. Gleichzeitig ist es wichtig, als Mentorin zu fungieren, sodass andere von euren Erfahrungen (Erfolg oder Misserfolg) lernen können. Wenn wir erkennen, dass andere sich auch mit ähnlichen Themen beschäftigen, fällt es uns oft leichter, die Herausforderungen zu meistern. 

Was waren die 3 Faktoren, die dich am meisten vorangebracht haben? 

Die drei Faktoren hängen sehr stark zusammen:

  • Selbstbewusstsein und sich nicht kleinkriegen lassen
  • Mut zur Kommunikation, auch von unbequemen Themen
  • Souveränität

Was hat das INNOVATORINNEN Leadership-Programm bei dir bewirkt? 

Im Zuge des Programms wurde mein Selbstbewusstsein und meine Durchsetzungsfähigkeit durch die Unterstützung der Kolleginnen gestärkt. Methoden, wie zum Beispiel „Visual Thinking“ konnte ich bereits in Vorträgen einsetzen. Vor dem Programm hätte ich mich nicht getraut, selbst gezeichnete Zeichnungen zu einer Keynote mitzubringen. Doch ich habe erkannt, dass dies im Publikum Begeisterung auslöst. Zusätzlich habe ich gelernt, meine Leadership- und Mentoring-Rolle besser auszubauen. Das Programm hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, andere Personen in ihren Fähigkeiten zu stärken, damit sie daran wachsen können.

Wo willst du noch hin? 

Meine Mission ist aufgrund ihrer Komplexität eine lebenslange Aufgabe. Ich möchte diese weiterverfolgen und als F&I-Leaderin Bewusstseinsbildung sowie Vorzeigeprojekte umsetzen. Als Expertin und Projektleiterin möchte ich weiterhin Kolleg:innen motivieren, bestehende Lösungen zu verbessern und sie als Mentorin unterstützen.

Christina Presinger (Foto: FFG/Jana Mack)

 

Kontakt

Mag. Charlotte ALBER
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Dr. Lisa OBEREDER MSc
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