Ich habe geübt, groß zu denken.

HOW SHE DID IT: DI Dr. Irmgard Weißensteiner

In unserer Reihe “HOW SHE DID IT” holen wir Expertinnen aus der angewandten Forschung und Innovation vor den Vorhang. Die vorgestellten Frauen sind Alumnae des INNOVATORINNEN Leadership-Programms 2023. Im Interview verrät Irmgard Weißensteiner, Postdoktorandin der Montanuniversität Leoben, was es für sie bedeutet, eine Leaderin zu sein, welche Herausforderung sie gerade meistert und sie teilt ihre Vision einer gerechten Welt.

Alter: 36

Bundesland: Steiermark (ursprünglich NÖ)

Funktion: PostDoc an der Montanuniversität Leoben, im Christian Doppler Labor für fortgeschrittene Aluminiumlegierungen

 

Irmgard Weißensteiner ist Expertin auf dem Gebiet der Werkstoffkunde. Als Postdoktorandin an der Montanuniversität Leoben liegt ihr Fokus auf Aluminiumlegierungen. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Charakterisierung ihrer Mikrostrukturen und Texturen und analysiert, wie diese mit unterschiedlichen Materialeigenschaften wie z.B. der Umformbarkeit zusammenhängen. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt momentan auf dem Zusammenspiel von Verformung und intermetallischen Ausscheidungen und wie diese z.B. die Recyclingfähigkeit von Legierungen mitbestimmen. 

Als Teilnehmerin beim INNOVATORINNEN Leadership-Programm hat Irmgard Weißensteiner die Mission verfolgt, moderne Charakterisierungsmethoden für Materialien umfassend zu nutzen und zu verbessern. Dadurch wollte sie frühzeitig Einflüsse von Veränderungen in der Materialzusammensetzung auf Mikrostruktur, Verarbeitbarkeit und Belastungsreaktionen erkennen. In Plättchenbiegeversuchen erforscht sie die Reaktion der Bleche auf Biegebelastung, insbesondere von Legierungen mit höherem Recyclinganteil und sucht nach Lösungen für verbesserte Umformbarkeit.

 

Was willst du mit deiner Forschung bewirken? 

Der Einsatz von Aluminium im Transportwesen, Verpackungen und Strukturbauteilen ermöglicht erhebliche Energieeinsparungen aufgrund seiner geringen Dichte. Allerdings ist die primäre Aluminiumproduktion sehr energieintensiv und führt zu großen Mengen problematischer Reststoffe. Die Verwendung von Sekundäraluminium, also recyceltem Material, kann den Energiebedarf um bis zu 95% reduzieren, aber Verunreinigungen lassen sich nicht vollständig vermeiden. Wenn wir die Wechselwirkungen von (Fremd-)Elementen verstehen, entschärfen oder sogar nutzen können, wird Österreich sowohl im wissenschaftlichen als auch im industriellen Umfeld Vorreiter bei Aluminium-Hochleistungslegierungen mit hohen Recyclinganteilen sein.

Wie gehst du vor?

Durch das Verfolgen der Fortschritte in der Materialcharakterisierung, das Sammeln von Erfahrungen und die Zusammenarbeit mit Expert:innen in der Grundlagenforschung. Auch die enge Kooperation mit der Industrie, insbesondere mit der AMAG Austria Metall AG, ermöglicht einen hochwertigen Austausch und gegenseitigen Nutzen aus unserer jeweiligen Expertise.

Wie bist du dorthin gekommen, wo du heute stehst? 

Schritt für Schritt. Manchmal hat es ein wenig gedauert, bis ich mich akklimatisiert habe, aber ich bin in meine Rolle hineingewachsen. 

Welche Herausforderung hast du gemeistert?

Ich bin gerade in meiner größten – einen Antrag für ein Großforschungsprojekt zu erstellen. 

Wofür setzt du dich ein? 

In den meisten Menschen steckt großes Potential, aber manchmal ist es ein wenig maskiert, vielleicht auch durch die persönliche Geschichte. Ich möchte versuchen, dieses Potenzial freizulegen und zur Weiterentwicklung ermutigen. 

Welche Learnings bzw. Karrieretipps möchtest du anderen Frauen mit auf den Weg geben? 

Trau dich, dich auf deine besonderen Fähigkeiten und Interessen zu spezialisieren.

Was waren die 3 Faktoren, die dich am meisten vorangebracht haben? 

  • Weit gestreute Interessen
  • Ein förderndes und forderndes Umfeld
  • Das Glück, ein paar gute Gelegenheiten bekommen zu haben und die Entscheidung, sie anzunehmen.

Was bedeutet es für dich, Leaderin/Gestalterin zu sein? 

Die Talente unterschiedlicher Menschen zu nutzen, um gemeinsam weiterzukommen. 

Was ist deine Vision? 

Ich wünsche mir nicht nur eine geschlechtergerechte Welt der Forschung, sondern vor allem eine vielfältige, in der weder Herkunft, Aussehen, Geschlecht noch Charaktertyp eine vorrangige Rolle spielt. Stattdessen sollte die Begeisterung für das Thema, die Motivation zur Zusammenarbeit und auch die gegenseitige Unterstützung im Vordergrund stehen.

Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Forschung und Innovation an die Spitze kommen? 

Die Erziehung und Bildung, bereits in frühen Jahren, so dass mehr Mädchen und junge Frauen den Mut entwickeln, Neues zu probieren, zu lernen, Fehler zu machen, aktiv zu sein und Verantwortung zu übernehmen. 

Was hat das INNOVATORINNEN Leadership-Programm bei dir bewirkt?

Eine der ersten Einheiten war „groß denken“. Das habe ich mir vorher kaum zugetraut, aber nach und nach habe ich es gelernt. In den verschiedenen Coachings habe ich auch gelernt zu verstehen, wie wir besser zusammenarbeiten können. Ich habe viel über mich selbst erfahren. Und ich fange an, mutiger zu werden.

Was hast du gelernt oder erfahren, das du vorher noch nicht wusstest? 

Kommunikation - den Zusammenhang von innerer Haltung, dem Auftreten und der Wirkung auf andere. Ich habe gelernt, dass ich meinen Anteil steuern kann. Nun heißt es üben…

Wo willst du noch hin? 

Ich freue mich auf neue Herausforderungen, da sie mir die Möglichkeit bieten, fachlich und persönlich zu wachsen. Ein weiteres Ziel von mir ist es, mein Wissen weiterzugeben und junge Forscher:innen zu fördern. 

Irmgard Weißensteiner (Foto: FFG/Jana Mack)

 

Kontakt

Mag. Charlotte ALBER
Mag. Charlotte ALBER
T 0043577557018
Dr. Lisa OBEREDER MSc
Dr. Lisa OBEREDER MSc
T 0043577553506

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