Ich wurde bestärkt, auf meine Fähigkeiten zu vertrauen.

HOW SHE DID IT: Nele Neitzke

In unserer Reihe “HOW SHE DID IT” holen wir Expertinnen aus der angewandten Forschung und Innovation vor den Vorhang. Die vorgestellten Frauen sind Teilnehmerinnen und Alumnae des INNOVATORINNEN Leadership-Programms 2023. Im Interview verrät die Regisseurin, Dramaturgin, Theatervermittlerin und Leiterin der Sparte Junges Theater am Landestheater Linz, wie Mut, Offenheit und die Bereitschaft, kleine Schritte zu gehen, sie dabei unterstützen, in der Forschung neue Wege zu gehen.

Alter: 46

Ort/Bundesland: Oberösterreich

Beruf/Funktion/Unternehmen: Künstlerische Leitung Junges Theater am Landestheater Linz

 

Als passionierte Regisseurin, Dramaturgin und Theatervermittlerin leitet Nele Neitzke die Sparte Junges Theater am Landestheater Linz. In enger Zusammenarbeit mit ihrem kreativen Team ist sie für die Produktion von vielseitigen Theaterstücken verantwortlich, die sich an ein junges oder junggebliebenes Publikum richten.

Neben den Theaterinszenierungen forschen Nele Neitzke und ihr Team aktiv im Bereich der Kunst- und Theaterformen für junge Menschen. In jüngster Zeit haben sie verstärkt die Digitalisierung im Theater untersucht und finden neue Wege, sie in Produktionen zu integrieren.

 

Mit welchem Projekt (“Mission”) hast du beim INNOVATORINNEN Leadership-Programm teilgenommen? 

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass das Theater zwar krisenresistent ist und sich über die vergangenen Jahrhunderte immer wieder durchgesetzt hat als Ort, an dem gesellschaftliche Kommunikation und Auseinandersetzung stattfindet. Gleichzeitig hat sie uns aber seine Fragilität vorgeführt. Bislang galt (und gilt auch noch weitläufig) Theater als etwas, das absolute Kopräsenz von Spielenden und Zuschauenden erforderte. Spätestens durch die Pandemie zeigte sich aber, dass diese Kopräsenz vielleicht gar nicht zwingend notwendig ist. Auch der virtuelle Raum kann ein Raum sein, der Kopräsenz ermöglicht. 

Parallel sind wir Teil des europäischen Projekts PlayOn!, in dem wir seit 2019 mit digitalen Mitteln im Theater für junges Publikum arbeiten und an ihnen forschen. Wir verbinden digitale Technologien sowie den realen und den virtuellen Raum. Diese Forschungsreise möchten wir kontinuierlich fortsetzen – denn dass die “Digitalität” im Theater Einzug halten wird, scheint mir völlig klar. 

Was willst du mit deiner Forschung in der Gesellschaft bewirken? 

Die Integration neuer digitaler Tools und Strategien in Theaterproduktionen erfordert eine gemeinsame Forschung von Künstler:innen und Techniker:innen. Neue, integrierende Formate können und dürfen kein mickriger Ersatz in Form von abgefilmten klassischen Produktionen sein, sondern sie müssen mit innovativen Methoden operieren. Dafür braucht es das Experiment, die Erforschung und Erprobung - und auch den Mut, zu scheitern und die Bereitschaft, kleine Schritte zu gehen. Damit können wir als Künstler:innen und Techniker:innen das Theater als den Gedanken-, Kommunikations- und Möglichkeitsraum nutzen, der es schon immer ist. 

Wie setzt du dies in deinen Projekten um? 

Damit Kunst und Technik zusammenarbeiten können, müssen die Kommunikationswege zwischen ihnen ständig geübt werden, um eine gemeinsame Sprache zu entwickeln. Zeitgleich muss eine interessierte Öffentlichkeit eingebunden werden – denn der theatrale Vorgang, ob digital oder analog, ist ohne Publikum sinnlos. 

Was ist dein persönlicher Antrieb als Forscherin?

Mein Antrieb ist mein Team der Theatermacher:innen in der Sparte Junges Theater in Linz. 

Und für mich persönlich sind es bei Arbeiten an Projekten, der gemeinsame Austausch, der gemeinsame Schöpfungsprozess und die (Weiter-)Entwicklung.

Wofür stehst du als Forscherin? Wofür setzt du dich ein? 

Ich setze mich für Austausch, Kommunikation und Offenheit ein.

Welche Learnings bzw. Karrieretipps möchtest du anderen Frauen mit auf den Weg geben? 

Feiere auch kleine Schritte. Humor hilft (fast) immer. Keiner hat die Wahrheit und Weisheit mit Löffeln gefressen – die tun höchstens so…

Was waren die 3 Faktoren, die dich am meisten vorangebracht haben? 

  • Positiv denken

  • Haltung zeigen

  • Ehrlichkeit 

Wie bist du dorthin gekommen, wo du heute stehst? 

Glückliche Zufälle, die auf ein gewisses Talent getroffen sind und meine Ausdauer.

Was bedeutet es für dich, Leaderin/Gestalterin zu sein? 

Ich liebe es, als Teamplayerin das Gefühl zu haben, in Menschen etwas bewegen zu können. Der Beruf eignet sich sehr gut dafür, direktes Feedback von unserem Publikum zu bekommen. Man vergisst nie, wofür man das alles tut. 

Was ist deine Vision, in Bezug auf deine Forschung, Frauen in Wissenschaft und Forschung oder einer geschlechtergerechten Gesellschaft?

Groß gedacht: Dass Menschen nach ihren Neigungen leben und arbeiten können – unabhängig von gesellschaftlichen Konventionen, Traditionen, Kategorien. Einfach eine gleichberechtigte Teilhabe. Klein gedacht: Den digitalen Methoden den Weg ins Theater zu öffnen – in einem quasi integrativen Modell. Denn Inklusion des Digitalen bedeutet nicht Abschaffung des Analogen.

Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Forschung und Innovation an die Spitze kommen? 

Die Sozialisation von Männern und Frauen muss sich ändern – ich habe aber den Eindruck, dass der Prozess läuft und kaum mehr zu stoppen ist, dass Menschen als Menschen wahrgenommen werden, unabhängig von Geschlechtskategorien. Und damit erübrigt sich diese Frage hoffentlich. 

Warum ist es wichtig, dass Forschung und Innovation auf allen Ebenen, nach innen und nach außen gleichberechtigt ist?

Gegenfrage: Warum sollte überhaupt irgendjemand für Ungleichbehandlung aufgrund willkürlich gesetzter gesellschaftlicher Konventionen sein?

Was hat das INNOVATORINNEN Leadership-Programm bei dir bewirkt? 

Das Programm gewährte mir Einblicke in andere Welten, erweiterte meinen Horizont, brachte frische Impulse für meine eigene Arbeit und ermöglichte mir die Begegnung mit inspirierenden Frauen aus verschiedenen Bereichen. Das Programm hat mich außerdem darin bestärkt, auf meine Fähigkeiten zu vertrauen.

Wo willst du noch hin? 

Das weiß ich noch nicht – das Leben hält so viele spannende Dinge bereit, dass mir eine Vorabentscheidung schwerfällt. Ich möchte mich nicht langweilen und mich nicht selbst wiederholen. Ich möchte mir einen offenen Geist bewahren. Der Rest wird sich zeigen… 

Nele Neitzke (Foto: FFG/Jana Mack)

 

Kontakt

Mag. Charlotte ALBER
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Dr. Lisa OBEREDER MSc
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