Ich bin aus dem Elfenbeinturm getreten.

HOW SHE DID IT: Univ.Prof. Dr. Eva-Kathrin Ehmoser

In unserer Reihe “HOW SHE DID IT” holen wir Expertinnen aus der angewandten Forschung und Innovation vor den Vorhang. Die vorgestellten Frauen sind Teilnehmerinnen und Alumnae des INNOVATORINNEN Leadership-Programms 2023. Im Interview verrät die Erfinderin und Forscherin Dr. Eva-Kathrin Ehmoser, welche Learnings sie anderen Frauen mit auf den Weg geben will, was sich ändern muss, damit mehr Frauen in Führung kommen und was sie mit ihrer Unternehmensgründung bewirken möchte.

Alter: 52

Bundesland: Niederösterreich

Beruf: Universitätsprofessorin und Gründerin

 

Als Biologin, Universitätsprofessorin für Nanowissenschaften und Institutsleiterin der Synthetischen Bioarchitekturen an der Universität für Bodenkultur in Wien, hat Prof. Ehmoser nicht nur den Elfenbeinturm der Forschung erklommen, sondern auch FREHM-MED e.U. gegründet – ein Spin-off der BOKU, das sich auf die Wirkstoffkonservierung in Bienenwachspartikeln spezialisiert.

Ihr Spezialgebiet ist die Biomaterialforschung. Dort erforscht sie die Bausteine des Lebens und versucht sie anschließend so zu kombinieren, dass man ihre besonderen Eigenschaften im Alltag nutzen kann - ohne dabei Chemie oder fossile Brennstoffe zu verwenden. Ein Beispiel dafür sind umweltverträgliche, nachhaltige Produkte aus Bienenwachs. 

 

Was willst du mit deiner Forschung und Unternehmensgründung bewirken?  

Ich habe neben meiner Professur gegründet, um die praktischen Erfahrungen aus der Industrie in den Unterricht einzubringen. Studierende sollen von Anfang an verstehen, wie sie mit Patenten geistiges Eigentum schützen und sie als Wissensquelle nutzen können.

Was ist dein persönlicher Antrieb als Forscherin und wofür setzt du dich ein?

Radikale Neugier treibt mich an und die Freude daran, Wissen umzusetzen. Ich stehe für Unabhängigkeit, Vielseitigkeit, Lösungen, Hoffnung auf wissensbasierte Weiterentwicklungen, Motivation und Wissensvermittlung.

Welche Learnings oder Tipps möchtest du anderen Frauen mit auf den Weg geben? 

Leider sind es oft unterschwellige Impulse, die Frauen zu zurückhaltenden, unsicheren und übervorsichtigen Charakteren formen. Die Antwort darauf ist oft eine Antriebslosigkeit, die ich gerne als “gelernte Hilflosigkeit” bezeichne. Ich möchte Frauen dazu motivieren, dem entgegenzuwirken und eine eigene Richtung einzuschlagen.

Was waren die 3 Faktoren, die dich am meisten vorangebracht haben? 

  • Geschichten (auch meine eigenen) zu erzählen
  • Freude am Zurückblicken
  • Akzeptanz meiner Identität als Erfinderin und Gründerin

Welche Herausforderung hast du gemeistert?

An mich und meine Ideen zu glauben.

Was bedeutet es für dich, Leaderin/Gestalterin zu sein? 

Ideen umzusetzen und als Produkte in die Welt hinauszutragen. Ich werde auch in Zukunft an meinem Institut anwendungsorientiert forschen und neue Ideen in Materialien oder Konzepte verwandeln!

Was ist deine Vision? 

Endlich einfach als Mensch wahrgenommen zu werden und das Wissen ohne Geschlechtsfilter kommunizieren zu können – das ist in der internationalen Forschungslandschaft durchaus schon der Fall. Meine Vision ist, dass das auch in Österreich endlich bis in die letzten Winkel vordringt und es keiner Frauenförderung mehr bedarf. Da sind wir aber leider noch ziemlich weit entfernt.

Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Forschung und Innovation an die Spitze kommen? 

Eine Entspannung/Normalität sollte einsetzen, damit Geschlechter überhaupt keine Rolle mehr spielen. Wir sind auf einem guten Weg, ich sehe viele “Erfinder:innen” unter den Studierenden. Die Förderlandschaft gehört in meinen Augen neu aufgesetzt: Hilfreich wären administrationsarme und qualitätsbasierte Förderungen, die fair und schnell vergeben werden. Kostenlose Coachings und Webinare, wie z.B. beim Österreichischen Patentamt, sind ein wichtiges Werkzeug, aber es sollte noch mehr davon geben. 

Warum ist es wichtig, dass F&I auf allen Ebenen, nach innen und nach außen gleichberechtigt ist? 

Ganz einfach: weil ansonsten keine Entwicklung möglich ist. Österreich braucht geistige Ressourcen und Innovationen, ansonsten wird die Abhängigkeit von anderen Ländern noch weiter zunehmen, und zwar auf allen Ebenen.

Was hat das INNOVATORINNEN Leadership-Programm bei dir bewirkt? 

Es hat mich in meinem Rollenbild der Forscherin, Erfinderin und Gründerin bestätigt.

Hast du dort etwas gelernt oder erfahren, das du vorher noch nicht wusstest? 

Ja, ich habe gelernt, dass ich nicht alleine bin und es professionelle Anleitungen dafür gibt, aus dem Elfenbeinturm hinaus vor den Vorhang zu treten. 

Wo willst du noch hin? 

So weit mich meine Ideen tragen!

Eva-Kathrin Ehmoser (Foto: FFG/Jana Mack)

Podcast-Tipp:

In einem aktuellen Interview mit dem Österreichischen Patentamt können Sie noch mehr von Universitätsprofessorin Eva-Kathrin Ehmoser erfahren. Sie erzählt darin nicht nur von ihren außergewöhnlichen Erfindungen, sondern auch von den Geschichten, die dahinterstecken. 

Kontakt

Mag. Charlotte ALBER
Mag. Charlotte ALBER
Leitung INNOVATORINNEN

T 0043577557018
Dr. Lisa OBEREDER MSc
Dr. Lisa OBEREDER MSc
Programmmanagement INNOVATORINNEN

T 0043577553506

M 004366478243527