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Neue Wege zum Markt (Gesprächsrunde 1)

Europa ist zwar gut im Forschen, aber in der wirtschaftlichen Umsetzung zu langsam und zu wenig effektiv, verglichen mit den USA oder Asien. Schätzungen zufolge erreicht rund die Hälfte der Innovationen von Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) nicht den Markt. Es wird immer schwieriger,  vielversprechende Forschungsergebnisse in innovative Produkte und Dienstleistungen umzusetzen.  Mittel für die Forschung wurden gewährt,  aber wie soll die Phase danach finanziert werden, wie gelingt der Zugang zu Venture Capital und wie finanzieren sich die notwendigen Entwicklungsschritte Richtung Markteintritt? Sowohl auf nationaler wie auch internationaler Ebene werden deshalb nun neue Wege zum Markt beschritten.

Zu Beginn der Gesprächsrunde präsentierte Thomas Doppelberger das Konzept der deutschen Fraunhofer Gesellschaft, der größten Organisation für anwendungsorientierte Forschung in Europa mit mehr als 80 Forschungseinrichtungen in Deutschland. Vor 13 Jahren wurde Fraunhofer Venture mit dem Ziel gegründet, Fraunhofer Institute bei der Überleitung von F&E Ergebnissen in innovative Produkte zu unterstützen. Das Leistungsspektrum von Fraunhofer Venture umfasst die komplette Betreuung und Beratung der Gründer. Für Doppelberger, den Leiter von Fraunhofer Venture, geht es darum, die richtigen Ideen und Ergebnisse aufzuspüren, die Forscherinnen und Forscher intensiv zu begleiten und – wenn möglich und sinnvoll – auszugründen. Wichtig sei die Etablierung einer Gründungskultur.

Valentine Troi ist Architektin und war bis 2011 am Institut für experimentelle Architektur der Universität Graz tätig. 2009 erfindet sie den faserverstärkten Kunststoff  Splinetex und gründet 2011 das Unternehmen SuperTEX als spin-off. Eine ihrer Erfahrungen war, dass der erste Business Plan schwieriger als der erste Forschungsantrag war. Gerade bei zukunftsweisenden  Ideen mit hohem Innovationsgehalt sei Forschungsförderung das Sprungbrett zum Durchbruch, so Troi.

Christian Hoffmann, Geschäftsführer und Miteigentümer der GeoVille GmbH mit Firmensitz in Innsbruck hat eine klar Vorstellung eines Erfolgsrezepts: Forschung und Entwicklung, gepaart mit einer soliden Eigenkapitaldecke und hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien die Eckpfeiler zum Unternehmenserfolg. Die Forschungsförderung der FFG stellt für ihn einen wichtigen Beitrag zur Innnovationsleistung österreichischer Unternehmen dar und sei komplementär zu europäischen Programmen.

Harald Posch, Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt in der FFG, empfahl, besonders Wert auf die Schaffung von Kundennutzen zu legen und die „Verliebtheit in Technologien“ zu überwinden. Klaus Schnitzer, Bereichsleiter Basisprogramme in der FFG, sieht ebenfalls die Schwierigkeit, dass sich die öffentliche Finanzierung von F&E-Projekten bisher in der Regel auf die technischen Entwicklungen beschränkt und mit einem funktionellen Prototypen endet. Um den Weg zum Markt zu erleichtern, wurde das Programm Markt.Start ins Leben gerufen.