#SuccessStory: 530.000 km für eine nachhaltige Logistik

Im Projekt "megaWATT Logistics" wurde erprobt, wie sich E-LKW im Verteilerverkehr beim Warentransport vom Terminal zum Bestimmungsort bewähren. Das Projekt hat in der Logistikbranche eine Basis für den Einsatz von E-LKW geschaffen, aber auch aufgezeigt, dass noch viele Entwicklungsaufgaben zu erledigen sind.

Das österreichische Council für nachhaltige Logistik (CNL) ist einzigartig in Europa: Zu den 18 CNL-Mitglieder zählen Top-Unternehmen aus der Logistik, dem Handel und der Produktion – darunter die Handelsketten Rewe, Hofer, Lidl und Spar, die Post und DPD sowie die Frachtunternehmen Schachinger, Quehenberger und Gebrüder Weiss. Gemeinsam beschreiten sie mit Forschungspartnern und Energieversorgern wie Wien Energie neue Wege in Richtung Nachhaltigkeit.

„Die Logistikbranche ist durch enge Taktungen gekennzeichnet. Die Fahrten zwischen Verteilerlager und Waren-Bestimmungsort erfolgt just in time und just in sequence“, sagt megaWATT Logistics-Projektleiter Werner Müller, Arbeitsgruppe Energietechnik und Energiemanagement an der BOKU Wien. „Wir sind sehr dankbar, dass wir im Rahmen des FFG-Projekts Gelegenheit hatten, einige grundsätzliche Fragen zu klären, die sich beim Umstieg auf E-LKW ergeben.“

490 Tonnen Treibhausgas eingespart

Das von der FFG aus Mitteln des österreichischen Klima- und Energiefonds geförderte Projekt megaWATT Logistics startete 2018. Drei Jahre lang waren bei den Partnern des CNL-Netzwerks neun E-LKW im Probebetrieb unterwegs. Sie legten insgesamt 530.000 Kilometer zurück und sparten dabei 490 Tonnen Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Betrieb mit Diesel-LKW ein. Im Rahmen der Praxistests zeigte sich, dass E-LKW in der Lage sind, die Aufgaben im Verteilerverkehr sowohl im Sommer als auch im Winter zu erfüllen. Dabei untersuchte das Projektteam unter anderem, wie sich Kabinenheizung und Frachtkühlung auf den Energiebedarf der Fahrzeuge auswirken. Generell erwies sich der Energiebedarf im Winter signifikant höher, aber es stellte sich z. B. auch heraus, dass anders als bei Dieselfahrzeugen die Antriebs- und Kühlkreisläufe in E-LKW entkoppelt werden müssten.

Wirtschaftlichkeit als große Frage

Weitere Detailuntersuchungen galten der Ladeinfrastruktur am Firmengelände, der Optimierung der Ladezyklen und vor allem dem Kosten- und Wirtschaftlichkeitsaspekt. Derzeit hinkt die Entwicklung von E-LKW-Batteriesystemen jener von PKW rund fünf Jahre hinterher, entsprechend höher fallen (noch) die Kosten für Batteriesysteme und E-LKW aus. Aber auch die Investitionskosten für die Einrichtung der Ladeinfrastrukturen am Firmengelände müssen berücksichtigt werden. Das Forschungsteam hat dafür aus den bekannten Daten künftige Entwicklungen extrapoliert und Wirtschaftlichkeitsmodelle mit vielen Unbekannten entworfen, die der extrem dynamischen Entwicklung am Sektor E-Mobilität und auf den Energiemärkten geschuldet sind. „Wer als Unternehmen den Strompreis nicht im Griff hat, wird sich schwertun, seine Flotte umzustellen“, hält Werner Müller fest.

megaWATT Logistics analysierte unter anderem den Aufbau der Ladeinfrastruktur und die Optimierung der Ladezyklen für E-LKW. Foto: (c) MAN Truck & Bus AG

CNL-Mitglieder werden 1.000 E-LKW anschaffen

megaWATT Logistics hat wichtige Grundlagen für den Ausbau von E-LKW-Flotten im Verteilerverkehr gelegt und die Projektergebnisse in einem Branchenhandbuch zusammengefasst. „Durch die Praxistests haben die Firmen im CNL-Netzwerk extrem viel dazugelernt“, sagt der Projektleiter. „Aus dem Projekt hat sich für alle Beteiligten wichtiges Know-how ergeben. megaWATT Logistics hat bei den CNL-Partnern die Basis dafür gelegt, Vertrauen in die Technologie zu fassen.“ 

So haben die Mitglieder des Councils für nachhaltige Logistik, basierend auf den Projektergebnissen, die Anschaffung von 1.000 E-LKW bis 2030 geplant – wissend, dass eine komplette Umstellung auf E-LKW die Anforderungen der Branche vor allem im Fernverkehr momentan nicht abdecken kann. Auch kleineren Frächtern, die im Verteilerverkehr tätig sind, würde Werner Müller empfehlen, schon jetzt in die E-Mobilität zu investieren, sich ein oder zwei E-LKW anzuschaffen und dann den Fuhrpark in kleinen Schritten weiterzuentwickeln.

Extrem dynamisches Umfeld

„Derzeit werden die EU-Flottengrenzwerte erarbeitet. Sobald diese Grenzwerte feststehen, wird es spätestens ab 2030 zu einem Schub in der Entwicklung kommen,“ ist Müller überzeugt. Dabei könnten möglicherweise, so der Experte, neben E-Motoren auch mit Wasserstoff angetriebene Brennstoffzellen-LKW eine wichtige Rolle spielen. „Die Spielwiese ist noch groß. Wir haben im Projekt gelernt, dass die postfossile Mobilität ein extrem dynamisches, volatiles Umfeld ist, was die technischen und ökonomischen Rahmenbedingungen betrifft.“ 

Kontakt zum Projektteam

Dipl.-Ing. Werner Müller
Council für nachhaltige Logistik (CNL)
Universität für Bodenkultur Wien 
Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien 
Tel.: +43 1 47654 89321
E-Mail: CNL-Team@boku.ac.at